Nach dem Auschecken aus dem Hotel nahm ich es gemütlich, da der Bus nach Bishop erst um 12:00 abfuhr.
Independence ist so klein und unbedeutendd, dass es eigentlich kein richtiges Restaurant gibt. So begab ich mich zur Tankstelle, bei der neben einem Laden auch ein Sandwich-take-away vorhaanden war. Dort genehmigte ich mir einenbreakfast-burrito, der vom Preis her gar nicht so schlecht war.
Nach der nicht ganz eine Stunde dauernden Fahrt nach Bishop, begab ich mich sofort auf die Suche eines Sportgeschäfts, wo ich neue Wanderschuhe kaufen konnte.
Habe nicht meine Wunschschuhe gefunden, aber eine vielversprechende Alternative; am nächsten Tag beim Wandern wird sich dann herausstellen, ob der Kauf gut war oder nicht.
Nach dem Einchecken im Hotel besorgte ich mir wieder saubere Wäsche inn einem "laundromat".
Am Abend ging ich dann mit Plugalong und seinem Sohn gut mexikanisch essen.
Heute habe ich in einem Cafe in Bishop mit Treehopper, die ich auf dem Trail kennengelernt habe und die am heutigen Tag heimkehrt, gefrühstückt. Danach habe ich den check-out vom Hotel gemacht und mich zum Supermarkt VONS in Bewegung gesetzt, um noch letzte Einkäufe zu tätigen.
Bei VONS fuhr dann auch der shuttle nach Independence, von wo ich dann per Autostopp zum trailhead zurück kam.
In zahlreichen Serpentinen gings dann den Kearsarge Pass hoch, wo sich schwarze Wolken zusammenbrauten, Donner zu hören war und erste Tropfen fielen.
Als ich um 17:00 auf der Passhöhe ankam, hatte sich das Gewitter aber Richtung Süden verzogen.
Da ich erst nach 15:00 Uhr loslief, schaffte ich gerade noch knapp 10 Meilen bevor ich dann um 19:00 mein Zelt aufstellte und genüsslich den im Supermarkt gekauften Sandwich verspiess.
Nach dem Eindunkeln kamen noch einige Tropfen vom Himmel herunter, die aber harmlos blieben.
Es war wieder ein kalter Morgen auf fast 10'000 Fuss, was nicht sehr motivierend war, aus dem warmen Schlafsack zu kriechen.
8:09 Uhr war ich dann doch soweit, den Aufstieg zum höchsten Pass der gesamten Wanderung in Angriff zu nehmen: Forester Pass auf 13'100Fuss oder knapp 4000m.
Anfänglich hatte ich müde Beine, aber je höher ich stieg desto mehr kam ich in Schwung; ein hiker nach dem anderen wurde ein- und überholt. So schaffte ich die 11km und 1000Höhenmeter in 3 Stunden.
Der Rest der Strecke verlief mehrheitlich bergab, dennoch waren ein paar Gegenanstiege zu bewältigen.
Knapp vor 17:00Uhr erreichte ich mein Zeltplatz, welcher als Basislager für die Erstürmung des Mt. Whitney (höchster Berg der USA ausserhalb Alaska) am nächsten Tag dienen wird.
In der Nacht habe ich wenig Schlaf gefunden, eher die Folge der Kälte als der Höhe; mein Schlafsack bringt offenbar nicht mehr die Isolierleistung wie früher....!
Nachdem ich lange wach gelegen war, entschied ich mich früh den Gipfelsturm auf den Mt. Whitney zu wagen. Um 5:30Uhr war ich dann bereits mit der Stirnlampe in völliger Dunkelheit unterwegs.
Anfänglich ging es sanft bergauf bei zwei Seen vorbei. Dann aber ging es zur Sache, als der Weg in Serpentinen einen steilen Geröllhang sich hinauf schlängelte.
Die Temperatur war unter dem Gefrierpunkt und der Wind bliess stärker mit zunehmender Höhe.
Bei ca. 13'500 Fuss erreichte ich die Verzweigung, wo sich die beiden Aufstiegswege zu einem einzigen Gipfelweg vereinigten. Von da ging es noch 1.9 Meilen, entlang einer Felskante mit schwindelerregenden Tiefen. Der Gipfel selbst ist eine abgerundete Kuppe mit einem steinigen Unterschlupf.
Obwohl ich kleidertechnisch gut ausgerüstet war, waren meine Finger so kalt, dass ich es nicht schaffte, mich im Gipfelbuch einzutragen.
Auf dem Abstieg merkte ich ein komisches Krampfgefühl von der oberen Wadw bis zum Beinbizeps; da schlich sich die Angst vor einer Verletzung ein und ich nahm das Tempo zurück.
Als ich wieder beim Zelt ankam, war ich nudelfertig. Trotzdem packte ich meine Sachen, um ca. 7 Meilen weiterzulaufen, zu einem tieferen, sprich wärmeren Zeltplatz.
Ich absolvierte die 7 Meilen in einem sehr gemütlichen Tempo, nicht nur um mein Bein zu schonen, sondern auch die veränderte Landschaft zu geniessen, die sich trocken und mit sandigen Hängen mit lichten Wald presentierte.
Um 17:00 Uhr stellte ich mein Zelt neben einem Bach auf und gönnte mir mein Lieblingsessen: Beef Stroganoff von PEAK. Zumm Nachhtisch gabs dann gesüsste peanutbutter.
Die Besteigung von Mt. Whitney habe ich meiner Mutter Caroline gewidmet, die an diesem Tag ihren 88ten Geburtstag feiert.
Meine Hoffnung, dass meine Zeltplatzwahl mir eine weniger kalte Nacht bescheren wird, erwies sich als Trugschluss: auch auf 9600 Fuss, und dies noch im Talboden, sind die Nächte ziemlich kalt...sogar Rauhreif hatte sich gebildet.
So blieb ich doch noch länger im nicht ganz wärmenden Schlafsack und bereitete mir den Porridge vor, in der Hoffnung, dass der mich ein bisschen Wärme verleiht.
Knapp vor 8 Uhr marschierte ich bei strahlend blauen Himmel los.
Die Landschaft ist trockener und der Boden im lichten Föhren- und Tannenwald ist sandig geworden. Auch die Berge sind nicht so schroff wie bisher, was sich in grösseren Abstände zwischen bergauf und bergrunter niederschlägt.
Auf alle Fälle scheint sich mein Körper schneller als erwartet von den Strapazen des Vortages erholt zu haben.
Das Streckenprofil ist spürbar einfacher geworden, vor allem nach dem Cottonwood Pass, wo man so richtig mühelos Gas geben konnte.
Auffallend war auch, dass ich nach diesen Pass keine Menschenseele traf, mit Ausnahme eines hikers in ca. meinem Alter, der dasselbe Ziel hatte wie ich, mit einem altmodischen Jansport Rucksack unterwegs.
Am Nachmittag zündete bekanntlich wieder mein Tturbo, sodass ich jede Gegensteigung mühelos im Schnellgang bewältigte, was mir sehr viel Spass bereitete.
Als Nachtlager habe ich mir eine exponierte Stelle am Sierra-Abhang mit spektakulärer Sicht ins Tal ausgesucht. Da es windstille und kein Unwetter zu erwarten ist, kann ich diese Entscheidung mit guten Gewissen rechtfertigen. Vorallem nach kalter Nacht werde ich die aufgehende Sonne mit ihren wärmenden Strahlen als erster geniessen können!
Nachdem ich diese Nacht wieder nicht gut geschlafen habe, obwohl ich mich, zwecks Wärme, mit allem was ich hatte, anzog, strahlte mich wenigstens die Sonne schon um 6:30 mit ihren wärmenden Strahlen an.
Nachdem ich mir einen Tuna-burrito genehmigte und alles einpackte, lief ich vor 8 Uhr los.
Ich merkte den Mangel an Schlaf und war froh, dass die ersten 4.5 Meilen sanft bergab gingen.
Danach folgte eine mehr oder weniger flache Strecke, gut genug um mich langsam aufzuwärmen für die Hauptsteigung des Tages: auf ca. 3 Meilen ging es von 9000 auf ca. 10'500 Fuss. Dabei war ich echt erstaunt, wie schnell und mühelos ich das bewältigte.
Danach folgte ein langer Abstieg zum Kern River, wo ich das verspätete Mittagessen einnahm.
Die letzten 7 Meilen erfolgten problemlos und ich erreichte den eingeplanten Zeltplatz nach 18:00.
Beim Eindunkeln wurde ich vom nahenden Bächlein mit einem Froschkonzert beglückt.
Der Tag war wieder wolkenlos bei fast zu frischer Temperatur und wiederum habe ich sehr wenig Wanderer angetroffen.
Da ich auf ca. 7000 Fuss campierte, schlief ich offensichtlich besser...!
Die letzten 8 Meilen hinunter nach Kennedy Meadows waren mehr oder weniger ein Spaziergang, hinunter durch trockenen Fichtenwald und entlang eines glasklaren Baches.
Man merkte, dass man der Wüste langsam näher kam, denn ständig rannten mir Eidechsen über den Weg. Auch der Weg war sehr staubig.
Auf der Sherman Passstrasse hatte es kaum Verkehr, so musste ich länger als üblich warten, bis ein Auto vorbei fuhr und mich mitnahm runter ins Tal.
Mein Ziel war der Ort Ridgecrest, von wo ich dann ein Auto mietete, mit dem ich dann zurück nach Tucson/Arizona fuhr.
Aber ich brauchte drei Autostopps, bis ich dann endlich in Ridgecrest ankam und mich in ein Hotel für die Nacht einlogierte.
Am nächsten Tag fuhr ich dann mit dem Mietauto nach Tucson mit einem Stoppover in LA, wo ich Freunde besuchte.