In der Nacht hat es zum ersten Mal seit langem geregnet: mein Zelt ist nur einwandig und jeder Tropfen ist verstärkt hörbar!
Trotzdem hat der Tag freundlich angefangen mit nur ganz wenigen Wolken am Himmel. Obwohl es in der Nacht windig war und der Tag noch windiger werden sollte, spürte man am Zeltplatz wenig davon, ausser dass man den Wind in den Baumwipfel stark hörte. Das liegt sehr wahrscheinlich an der Topographie des Zeltplatzes, bei dem der Wind in Bodennähe abgelenkt wird.
Da auf der Höhe des North Rims auf 8200Fuss und höher noch reichlich Schnee in den Wäldern liegt, beschlossen wir die noch saisonbedingt geschlossene Strasse nach Jacob-Lake zu laufen und unser Glück mit Autostoppen zu versuchen; es fuhren doch einige wenige Autos, die arbeitsbedingt etwas im NP zu tun hatten.
Bis zum NP-Eingang nach 11 Meilen mussten wir laufen, bis uns jemand schliesslich bis nach Jacob-Lake fuhr.
In Jacob-Lake versuchten wir vergeblich ein Zimmer in der einzigen Unterkunft zu kriegen, sodass wir beschlossen, weiter hinunter nach Kanab, ein grösserer Ort in Utah mit vielen Unterkünften auto zu stoppen.
Dort wollen wir die Schlechtwetterphase bis Sonntag aussitzen, die bereits heute Mittag in Jacob-Lake mit leichten Schneefall einsetzte.
Ein Hotel in Kanab war schnell gefunden und erledigten unsere "hygienischen" Verpflichtung schnell und effizient: duschen und Wäschewaschen.
Der Nachmittag gestaltete sich regnerisch aber das Abendessen in einem vegetarischen Restaurant war vorzüglich!
Nachdem wir heute das Frühstück im Hotel eingenommen hatten, gingen wir auf Entdeckungstour auf den vielen Wanderwegen in Kanab.
Dabei waren einige anspruchsvolle Passagen dabei, die den gesamten Arizona Trail in den Schatten stellten: steile An- und Abstiege von canyonartigen Felswänden (siehe Bilder).
Nach dieser ca. dreistündigen Wanderung kauften wir uns einen Mittagssnack im Supermarkt und verbrachten den Rest des Tages mit entspannenden Nichtstun.
Die zweite Nacht im Hotel habe ich ein bisschen besser geschlafen als die Erste. Trotzdem war ich wieder vor 5 Uhr wach und mochte nicht mehr einschlafen, da wir um 6Uhr zum Frühstück wollten.
Wir waren dann auch die ersten im Frühstücksraum und so konnten wir das Frühstück speditiv hinter uns bringen.
Wir verliessen das Hotel knapp nach 7 (Utah-Zeit), um weiter der Strasse hinunter uns vorteilhaft fürs Autostoppen zurück nach Jacob-Lake zu positionieren.
Nach einer Weile nahm uns eine Rentnerin mit ihren 2 Hunde, die auch Langdistanz-hikerin ist/war, mit bis zum nächsten Dorf Fredonia, wo wir dann nach relativ kurzer Zeit von ein Pärchen aus Las Vegas bis nach Jacobs-Lake mitgenommen wurden.
Wir starteten in Jacobs-Lake knapp nach 8 Uhr (Arizona Zeit; 9 Uhr Utah Zeit) und liefen den Seiten-trail von 3 Meilen bis zum AZT in weniger als 1 Stunde hinunter.
Generell ging es auf dieser Etappe mehr hinunter als bergauf und so brachten wir die 27 Meilen in einer Rekorddurchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Pausen!) von mehr als 3 Meilen pro Stunde.
Müde stellten wir unsere Zelte in ein ausgetrocknetes Bachbeet auf, machten uns das Nachtessen und legten uns vor Sonnenuntergang in unsere Schlafsäcke.
Die letzte Nacht auf dem AZT habe ich mehr mit mich herumwälzen verbracht als mit schlafen; spätabends flog noch ein Helikopter direkt über unsere Zelte und ich machte mir Gedanken, ob dies nicht ein Rettungsflug für ein in Schwierigkeiten geratenen hiker war, oder ob nicht einer, den wir zwei Tage vorher noch am North Rim im trailhead Parkplatz frühmorgens mit einer Notdecke liegen sahen doch erfroren ist...!?
Schliesslich wurde es doch wieder taghell und ich machte mir mein Frühstück in form von Ramen-noodles gemütlich im Zelt bereit; wir hatten schliesslich nur noch 3.9 Meilen bergab zu laufen und allzu früh am AZT-trailhead, um eine Fahrt nach Page zu erwischen, machte für mich keinen Sinn. Doch bei Finder war die Trail-Routine schon so eingefleischt, dass er wieder um 6 Uhr abmarsch bereit war. Trotzdem liefen wir dann um ca. 6:45Uhr gemeinsam los und kamen dann auch ca. Knapp nach 8Uhr gemeinsam am Ende des AZT an.
Am trailhead befand sich auch ein Campingplatz, wo auch ein paar andere hiker sich schon eingefunden hatten.
Mit Hilfe eines sogenannten trail angels aus Page kamen wir dann nach ca. einer Stunde zu unserer Fahrt nach Page, wo wir dann in ein günstiges Hotel eincheckten und uns auf den Flug nach Hause am nächsten Tag vorbereiteten.
Wieder einmal ist eine tolle Langdistanzwanderung erfolgreich zu Ende gegangen, von der meine Erwartungen eher gedämpft waren.
Der Arizona Trail wurde im nachhinein doch noch zu einer epischen Wanderung mit tollen Landschaften und meheren Höhepunkte, nicht zuletzt die Durchquerung des Grand Canyon!
Dieser Weg hat mir so gefallen, dass ich mir überlege, diesen in nächster Zukunft wieder zu durchwandern, jedoch diesmal von Norden nach Süden und im Herbst!