Nepal: Gokyo-Everest, Pokhara, Chitwan, Kathmandu

Die Trekking-Reise ins Everest-Gebiet war eine spontane Entscheidung. Im Hinblick auf meine geplante Wanderung auf dem pacific crest trail im 2017 dachte ich, dass dies eine gute Uebung sein könnte. Vor allem auch wegen den grösseren Anforderungen auf grosser Höhe.

 

Wir waren eine kleine Gruppe mit Bettina, Roger und ich als Kunden, Pasang und Babu als Sherpa-Führer und Pasang (noch ein Pasang...) und sein Sohn Oaucho als Träger.

Nach Ankunft in Kathmandu und eine Uebernachtung im Erstklasshotel Yak and Yeti ging es mit einem zweimotorigen Propellerflugzeug in ca. 25 Minuten nach Lukla, von wo wir unsere mehrtägige Wanderung in Angriff nahmen.

Nach Ankunft in Lukla und einer gemütlichen und kurzen Wanderung (ca. 2:30Std) erreichten wir Pakhding (2610m), wo wir das erste Mal übernachteten.

Erster Eindruck: unglaublich viele Trekker aus aller Welt auf den Pfaden unterwegs und dementsprechend grosser Warenverkehr auf dem Weg in die höher gelegenen Siedlungen (Maultiere, Kühe, Gepäckträger der Turisten und Händler mit eigener Ware).

Die lodge in Pakhding war sehr einfach und ungeheizt, die jedoch verglichen mit den höher gelegenen fast luxuriös wirkte. Bei den tiefen nächtlichen Temperaturen, vor allem in den höheren Lagen, war das Schlafen in den kalten Zimmer fast schon eine grenzwertige Erfahrung. Da war ich froh, dass ich einen warmen Schlafsack dabei hatte...!

Am nächsten Tag ging es dann schon ernsthafter zur Sache, denn wir mussten fast 1000 Höhenmeter überwinden, um Namche Bazar auf 3550m zu erreichen, wo wir dann zwei Nächte zu Aklimatisationszwecken verbrachten.

Für die zweite Nacht war ich dankbar, denn mein Kopf hatte sich wegen der Höhe bemerkbar gemacht. Die Beschwerden sind dann allerdings schnell wieder verschwunden, sodass einem weiteren Anstieg nichts mehr im Wege stand.

Am Aklimatisationstag in Namche Bazar unternahmen wir eine gemütliche Rundwanderung zu einer lodge (in japanischem Besitz) mit fantastischer Aussicht auf den Everest und den imposanten Berg Ama Dablam. Nachfolgend ging es zum Dorf Khumjung (3780m), wo wir unser Mittagessen einnahmen. Am Hauptplatz erinnert eine Büste von Edmund Hillary nicht nur auf die Erstbesteigung des Mount Everest, sondern auch auf seine Wohltätigkeit beim Aufbau der lokalen Schule.

 

Nach Namche Bazar ging es zuerst mal höher, anschliessend dann wieder tief hinunter, um den Schlussaufstieg nach Dhole (4200m) bis vor dem Eindunkeln hinter uns zu bringen.

In der Lodge in Dhole sanken dann die Temperaturen in der Nacht gegen 0°C, im Zimmer wohlgemerkt! Mit der Schlafqualität ging es dementsprechend auch bergab...

Nichts desto trotz fühlte ich mich bei Tageslicht voller Energie und Tatendrang.

Im Grossen und Ganzen war die Distanz der jeweiligen Etappen vernünftig gewählt; man konnte gemütlich wandern, ohne sich jemals überfordert zu fühlen. Man kam immer fast zu früh am Etappenort an, sodass man genug Zeit hatte, sich vor dem Nachtessen zu entspannen.

 

Nach einer 2-stündigen Wanderung erreichten wir nach Dhole das Etappenziel Machhermo (4470m).

Obwohl von weitem die Etappenziele wie kleine Dörfer aussehen, sind sie aber nichts anderes als eine Ansammlung von Lodges; manchmal mehrere, aber auch manchmal nur zwei.

Durch die grosse Anziehung, die die Everest-Region auf Wanderer aus der ganzen Welt ausübt, machen all die vielen Lodges einen ansehnlichen Umsatz. Aus dem Uebernachtungspreis von ca. US$2 -5 werden sie vielleicht nicht reich, aber die zusätzlichen Dienstleistungen, wie Duschen, Handy-aufladen, Internet, Essen und Getränke lassen die Kasse anständig klingeln!

 

In Machhermo wäre eigentlich eine zweite Nacht zur besseren Höhenanpassung geplant gewesen. Wir entschieden uns jedoch schon nach einer Nacht weiter zu marschieren, da wir kein Bedürfnis verspürten, einen ganzen Tag in der Oede von 4500m totzuschlagen. Symptome von Höhenunverträglichkeit waren auch nicht auszumachen.

So wanderten wir am nächsten Tag nach Gokyo (4790m), am heiligen See von Gokyo Tsho, das wir vor Mittag erreichten. Nach dem Mittagessen machten wir dann noch einen Ausflug auf den Aussichtsberg Gokyo Ri (5360m), von wo man ein eindrückliches Panorama des lokalen Himalayas, inklusiv Everest und 3 weitere 8000er, hatte.

Am späteren Nachmittag waren wir dann wieder zurück in Gokyo.

Der Aufstieg zum Gokyo Ri war für mich die bis dahin schwerste Anstrengung. Obwohl Pasang einen gemächlichen Schritt beim Aufstieg vorlegte, waren wir doch froh, dass wir nicht schneller laufen mussten (konnten wir auch nicht...!).

Auch der Abstieg ging mir dann in die Beine, denn es war eine der steilsten Strecken der Wanderung.

In der Nacht in Gokyo habe ich dann keine Minute geschlafen; das unregelmässige Atmen wegen der Höhe, sowie die klirrende Kälte liessen die Nacht zur Ewigkeit werden. Froh war ich, dass am nächsten Tag eine relativ kurze Ueberquerung eines Gletschers auf dem Programm stand, um den nächsten Ettapenort Dragnag (4700m) zu erreichen (meine müden Beine waren dankbar...).

In Dragnag gönnte ich mir den seltenen Luxus einer Dusche. Dabei handelte es sich um einen Eimer auf dem Dach, der mit warmen Wasser gefüllt und mittels eines Schlauches in die Duschkabine geleitet wurde.

Roger und Bettina hatten das gleiche Bedürfnis, was sie dann auch vor mir befriedigten.

Als ich dann als Dritter unter der Dusche stand, mich mit wohltuenden warmen Wasser berieseln lies, mich gründlich einseift und mich dann abspülen wollte, kam plötzlich nichts mehr aus dem Schlauch. Voll eingeseift und mit einem knappen Tüchlein bedeckt, musste ich im Nebengebäude um eine Nachfüllung bitten.

Da die Temperaturen bereits empfindlich kühl waren, war ich froh, dass das warme Wasser nicht so lange auf sich warten liess.

Beruhigt stand ich dann wieder unter der Dusche, mit der erfreulichen Vorstellung, ein Weilchen den warmen Wasserstrahl geniessen zu können. Was dann jedoch aus dem Schlauch kam war kochend heisses Wasser, sodass ich mich nur unter grossen Schmerzen die restliche Seifenlösung vom Körper spülen konnte!

Ohne grosse Verbrennungen habe ich es dann doch überlebt und war froh, frisch geduscht die Nacht antreten zu können.

Diesmal konnte ich doch ca. 2 Stunden schlafen, aber dann war es wieder vorbei mit süssen Träumen.

Am nächsten Tag fühlte ich mich dennoch gut ausgeruht und voller Energie einer der strengsten Etappen in Angriff zu nehmen: hinauf auf den Cho La Pass (5420m). Nach 2:30Stunden standen wir bereits oben, wo sich schon eine ansehnliche Menschenschar die wenigen Sitzgelegenheiten streitig machte.

Auf dem Abstieg hatte ich dann zum ersten Mal unangenehmes Kopfweh.

Am Etappenziel in Dzongla (4830m) habe ich dann durch fleissiges Teetrinken und reichliches Essen die Symptome in den Griff bekommen.

Dennoch fand ich in der darauffolgenden Nacht wieder keinen Schlaf. Trotz grosser Müdigkeit liess mich die Angst, ich könnte ersticken, in einen Panikzustand verharren. Die Nacht wurde endlos und die Verzweiflung war gross.

Doch nach jeder Nacht kommt auch der erleichternde Morgen... Ich hatte die Entscheidung gefasst, dass ich in diesem Zustand nicht gewillt war höher zu steigen (nächstes Etappenziel wäre auf 5140m mit anschliessender Besteigung von Kala Patthar auf 5550m).

So trennte ich mich mit meinem persönlichen Führer Pasang und einem Träger vom Rest der Gruppe und stiegen nach Pangboche auf 3930m mit der Hoffnung hinab, in ein oder zwei Tagen die anderen für die gemeinsame Besteigung des Island Peak (6189m) wieder zu treffen.

Es kam zu meinem Aerger jedoch anders: geschwächt durch die schlaflosen Nächte war auch mein Immunsystem nicht zum besten bestellt. Die darauffolgende Nacht bekam ich Schluckweh, das sich bis zum nächsten Morgen in eine ausgewachsene Erältung entwickelte.

Das nächste Vorgehen war daraufhin klar: Abstieg und Abbruch des Trekkings.

Halb deprimiert das grosse Ziel der Besteigung des Island Peak nicht erreichen zu können, stiegen wir dann in einem Affentempo auf 2740m (Jorsalle) hinab. Mit der Hoffnung endlich ein wenig Schlaf nachholen zu können, legten wir uns dann früh schlafen. Schalfen? Von wegen: um 22:00Uhr ging eine direkt unter meinem Fenster stattfindenden "Sherpa"-Party los, mit lauter bum bum Musik, Gelächter und Gejole.

Um 4:00Uhr war es dann endlich vorbei, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken!

Nächster Etappenort war dann Lukla (2840m), wo wir nochmals eine Nacht verbrachten (diesmal doch noch ein paar Stunden geschlafen), um am nächsten Morgen den Flieger nach Kathmandu zu besteigen.

In der Zwischenzeit hatte Pasang meine Programmänderungswünsche in die Tat umgesetzt und die entsprechenden Reservierungen von Flug und Hotel mit der Zentrale in Kathmandu abgestimmt. So kam es zu meiner grossen Erleichterung, dass wir in Kathmandu gleich Anschluss nach Pokhara hatten und nicht noch vom Flughafen in die Stinkluft des Zentrums von Kathmandu fahren mussten.

Selbstverständlich war die ganze Aenderung mit Mehrkosten verbunden, was mich jedoch nicht weiter störte, da ich das brennende Bedürfnis hatte, weiter an Höhe zu verlieren und an Grad Celsius zu gewinnen!