17.06.2017, Ashland - Forth Klamath, OR, 69 Meilen

Heute war der Start zu meiner Fahrrad Reise von Oregon über Washington, Montana, North und Süd Dakota, Nebraska , runter nach Lousiana und dann nach St. Petersburg, Florida.
Nachdem ich noch am Morgen packen musste, ging es erst um 10:30 los. Schwer bepackt ging es gleich steil eine Staubstrasse hoch; hoffentlich ist die Luft nicht frühzeitig draussen, dachte ich mir. Aber ich versuchte es so gemütlich wie möglich anzugehen und eher ein zu kleinen als zu grossen Gang einzulegen. Dies hat sich am Ende ausbezahlt, denn mit meiner Leistung von 69 Meilen war ich dann mehr als zufrieden.
Die Fahrt ging durch wunderschöne, nicht allzu steile Berlandschaft und durch atemberaubende, endlose Tannenwälder. Nach 18 Meilen machte ich den Mittagshalt und kochte mir, wie auf dem pct, meine Trockenmenüs. Nach 38 meilen machte ich einen kurzen Abstecher zum wunderschönen "Lake of the Woods", wo ich mir beim Kiosk ein Eis gönnte und den Ausblick genoss. Leider war der See mit Camper überfüllt und ein event mit verschiedenen lokalen Bierbrauereien und Life-Musik angesagt.
Danach gings erstmal bis zur Abzweigung Richtung Crater Lake ein wenig bergab.
Der letzte Abschnitt ging weiterhin durch Wälder und war topographisch ziemlich einfach.
Nach 69 Meilen erreichte ich das "Kaff" Forth Klamath, wo sozusagen nichts los ist. Heute ist die erste Nacht, die ich seit dem pct wieder im Zelt verbringe.

Start in Ashland in voller Montur
Start in Ashland in voller Montur
Der "perfekte" Vulkankegel von Mt. McLoughlin
Der "perfekte" Vulkankegel von Mt. McLoughlin
Die Weite der Landschaft Oregons
Die Weite der Landschaft Oregons

18.06.2017, Forth Klamath - Diamond Lake, OR, 77 Meilen

Man merkt, dass der Juni die Mosquito-Hochsaison eingeleutet hat, denn schon am Vorabend und am heutigen Morgen sind die Viecher scharf auf mein Blut gewesen!
Mit Abfahrt um 8:30 konnte ich die Fahrt zum Crater Lake Ntl Park ohne grossen Verkehr und angenehmer Morgenfrische geniessen. Dies änderte sich jedoch, als ich mich bis hinauf zum Kraterrand mühte, denn der Sonntagsverkehr nahm rapide zu. Als ich wieder am Parkeingang vorbeifuhr, war die wartende Autoschlange beträchtlich angewachsen.
Der Blick auf diesen Vulkansee liess mich Frieden mit der Blechlawine schliessen, denn der Ausblick auf diese Naturschönheit ist fenomenal! Dafür musste auch ich als Fahrradfahrer $10 hinblättern!
Dass man ab ca. 5500 Fuss eine meterhohe geschlossene Schneedecke im Wald antrifft, hat mich eigentlich wenig erstaunt und mich darin bestätigt, dass der Entschluss die pct-Wanderung vorzeitig abzubrechen, richtig war.
Da vom Crater Lake die direkte Verbindung nach Norden wegen Schnee immernoch Wintersperre hatte, musste ich einen grossen Bogen fahren, um an mein Etappenziel zu gelangen.
Nach dem Crater Lake gab es eine 16 Meilen lange Abfahrt durch geschlossenen Tannenwald. Diese Abfahrt endete an der Einmündung einer anderen Strasse, die dann Richtung Norden und wieder auf 5400 Fuss Höhe führte. Leider hatte ich mein Pulver schon beim Aufstieg zum Crater Lake verschossen, sodass die letzten 27 Meilen eher zu einer Leidensfahrt wurden, denn auch mein Hintern tat mir schon prohibitiv weh!
Dennoch musste ich die Strecke ohne Pause abspulen, denn bei jedem Halt am Waldrand Horden von Mosquitos sich auf meine nackte Haut stürzten und ihren Rüssel sogleich zum anzapfenden Stich ansetzten. Auch der Ausflugsverkehr war lästig, obwohl die Strasse genügend breit war, um nicht allzusehr in die Enge getrieben zu werden.
Knapp nach 17:00 erreichte ich Diamond Lake, wo ich mich im gleichnamigen Motel direkt am wunderschönen See einlogierte.

Mein erster Camping-Platz in Forth Klamath
Mein erster Camping-Platz in Forth Klamath
Der malerische Crater Lake
Der malerische Crater Lake
Immernoch Unmengen an Schnee auf über 2000m
Immernoch Unmengen an Schnee auf über 2000m
Mt. Thielsen in der Nähe von Diamond Lake
Mt. Thielsen in der Nähe von Diamond Lake

19.06.2017, Diamond Lake - Bend, OR, 99 Meilen

Heute morgen fühlte ich den anstrengenden gestrigen Tag noch in den Beinen. Ich nahm mir vor einen lockeren Tag mit aktiver Erholung zu nehmen... es kam aber anders...!

Nach einem amerikanischen Frühstück mit Spiegeleier, Speck und pancakes mit VIEL Sirup-Sauce, von welchem es mir fast schlecht wurde (...eine explosive Mischung...) schwang ich mich nach 10:00 auf den Sattel und genoss die ersten 3 Meilen entlang des Diamond Lake mit der feinen Aussicht auf die schneebedekten Berge.

Danach ging's wieder zur Sache, um einen Pass zu überwinden, bevor dann eine endlose Gerade Richtung Osten zur Strasse nach Bend hinabführte.

Dankbar bin ich, dass die Passstrassen, zumindest bis jetzt, nicht steil sind. Entnervend wirken sie dennoch, da man durch die breiten und langezogenen Strassen deren Steigung nicht ansieht und überrascht ist, wenn es plötzlich strenger wird...! Dafür sind die Bergabfahrten endlos und mühelos schnell!

Nach 45 Meilen musste ich mich entscheiden, ob ich den direkten Weg nach Bend auf einer verkehrsreichen aber flachen Strasse nehmen oder einen Ausflug in die Berge und Seen machen soll. Ich entschied mich für den direkten Weg nach Bend, denn ich war erpicht, mir so schnell wie möglich einen weicheren, sprich bequemeren Sattel für mein geplagter Hintern zu kaufen. Ausserdem konnte ich überraschenderweise eine gute Bekannte dort besuchen.

Der Tag war heiss und die Sonne brannte erbarmungslos vom wolkenfreien Himmel. Dennoch schaffte ich es nach Bend nach 99 Meilen ohne grosses Leiden.

Morgendliche Fahrt entlang des Diamond lake
Morgendliche Fahrt entlang des Diamond lake
Der Diamond Lake Resort am Vorabend
Der Diamond Lake Resort am Vorabend

20.06.2017, Bend, OR, 12 Meilen

Heute wollte ich ein paar Verbesserungen an meinem Fahrrad anbringen indem ich eine shoppingtour durch die Stadt machte. Vor allem wollte ich einen mit Gel gepolsterten Sattelüberzug besorgen, um meinem geschundenen Hintern Linderung zu ermöglichen, den ich nach abklappern fast aller Fahrradgeschäfte nicht gefunden habe. Werde wohl mit diesem Komfort-upgrade bis in Portland warten müssen.

Bend ist ein mittelgrosser Ort, welcher eigentlich nichts besonderes zu bieten hat. Dennoch ist der Blick zu den verschiedenen verschneiten Vulkanen wunderschön.

Bei Jeannie und ihrer Enkelin wurde ich vorzüglich versorgt und hoffe damit, wieder ein paar Pfund zugenommen zu haben!

Ausserhalb Bend
Ausserhalb Bend

21.06.2017, Bend - Detroit, OR, 84 Meilen

Nachdem mich Jeannie wieder, wie am Vorabend mit ihren leckeren Bananen-Muffins verköstigt hat, nahm ich nach dem herzlichen Abschied Fahrt Richtung Westen, nach Portland, auf.

Zuerst musste ich quer durch die Stadt, die ein ziemliches Verkehrsaufkommen hat. Da es nur wenige Strassenverbindungen nach dem dichter besiedelten Westen von Oregon gibt, war der Verkehr mit dem Abgasgestank und Lärm doch ziemlich entnervend! Nur gerade ca. 30 Meilen vor meinem Etappenziel, nachdem sich die Strasse vergabelt hat, wurde der Verkehr erträglicher.

Da die Strecke vom trockeneren Osten in den feuchteren Westen führte, musste ich einen Pass von ca. 4800 Fuss überwinden, der jedoch wiederum nicht übermässig steil war.

Eigentlich verläuft die gesamte Strecke durch Wälder. Interessant war jedoch zu beobachten, wie sich der trockene Föhrenwald nahe Bend in einen üppige und feuchten Tannenwald nach dem Pass verwandelte. So liegt auch mein Etappenziel an einem schönen See (Detroit lake) umgeben von dichtem Nadelwald.

Nachdem ich mich in einem der zwei lokalen Motels einquartiert habe, genoss ich mein Abendessen, bestehend aus spareribs, cole slaw und beans in einer Gartenbeiz bei wunderschönem Wetter.

Abfahrt von Bend
Abfahrt von Bend
The Three Sisters (über 10000 Fuss hoch)
The Three Sisters (über 10000 Fuss hoch)
Mt. Jefferson von Westen aus gesehen
Mt. Jefferson von Westen aus gesehen
Der Detroit Lake
Der Detroit Lake

22.06.2017, Detroit - Portland, OR, 103 Meilen

Offenbar hat mein Verdauungssystem heute Nacht Mühe gehabt, das viele Fleisch und die Bohnen vom Nachtessen zu verarbeiten, denn nach Mitternacht war ich wieder während ca. 2 Stunden wach. Nichts desto trotz fühlte ich mich am Morgen auf dem Rad ausgeruht, mit power und der Hintern machte mir vorerst das Leben nicht schwer.

Es war ein frischer Morgen mit wolkenlosem Himmel. Um warm zu werden, trat ich gleich von Anfang an beherzt in die Pedale. Die ersten 17 Meilen gings hinauf auf einen Übergang auf 3600 Fuss. Anfänglich war die Steigung recht angenehm, sodass ich mit einem flotten Tempo vorwärts kam. Der Schluss verlangte jedoch meinen vollen Einsatz!

Danach ging es fast nur bergab. Dabei folgte die Strasse, wie schon beim Bergauffahren, einen schönen Fluss und Wälder.

Nach 45 Meilen machte ich meine Mittagspause. Danach musste ich geduldig weiter pedalieren bis die Energi des Mittagessens schlussendlich in den Beinen zur Verfügung stand.

In Estacada machte ich meinen letzten Halt bevor ich mein Etappenziel Lake Oswego in Angriff nahm.

Die Strasse führte mich durch sehr ländliche Gegenden, die sehr an Mitteleuropa erinnerte.

In Lake Oswego bin ich dann endlich fündig geworden und habe eine zusätzliche Dämpfung für meinen Hintern gekauft.

Schlussendlich entschied ich mich doch noch in Portland zu übernachten und habe ein Motel 6 ausfindig gemacht.

Majestätisch thront der Mt. Hood über dem Tal in der Nähe von Estacada
Majestätisch thront der Mt. Hood über dem Tal in der Nähe von Estacada

23. - 26.06.2017, Portland, OR, 0 Meilen

Eigentlich hatte ich vor am Samstag, den 24. weiterzufahren, Jennie jedoch überredete mich länger zu bleiben und mir noch die Küste anzuschauen.

So habe ich die Chance genutzt, mit Jennies Auto am Samstag ein Ganztagesausflug ans Meer zu unternehmen und meine Füsse im eiskalten Pazifik zu baden.

Am Sonntag gingen wir dann gemeinsam an den nahegelegenen Strand am Columbia river, um einen netten Nachmittag mit baden (im nicht ganz so kalten Fluss), Volleyball spielen, standup paddeln, freesbee und mehr zu verbringen. Obwohl nicht offiziell ein FKK-Strand, waren doch die meisten Besucher nackt.

Am Montag unternahmen wir eine rafting-tour auf dem Clacamas river zusammen mit Jennies Lebenspartnerin und Mutter Jeannie, die am Sonntag von Bend mit Enkelin angereist war.

Die Stromschnellen waren aber zu klein, um wirklich einen Adrenalinkick zu bekommen.

Ausserdem hatte ich am Freitag Abend das Vergnügen die exzellenten Kochkünste von Jennie in ihrem gemeinsam mit ihrer Lebenspartnerin Tammy geführten Restaurant "Swiss Hibiscus" zu geniessen: ich habe das beste Segediener Gulasch mit Spätzle in meinem Leben gegessen.

Weite Sandstrände westlich von Portland
Weite Sandstrände westlich von Portland
...aber z.T. auch sehr viel Ausflügler...!
...aber z.T. auch sehr viel Ausflügler...!
Meine ersten Versuche mit "standup paddeln"...
Meine ersten Versuche mit "standup paddeln"...
Vorbereitungen für das rafting auf dem Clacamas river
Vorbereitungen für das rafting auf dem Clacamas river
Der "zahme" Clacamas river...
Der "zahme" Clacamas river...

27.06.2017, Portland - The Dalles, OR, 100 Meilen

Heute ging es endlich wieder auf dem Sattel weiter gegen Osten.

Es fiel mir nicht leicht nach diesem vergnüglichen Aufenthalt, bei dem ich nach Strich und Faden verwöhnt wurde, wieder auf Wanderschaft zu gehen. Auch Jennies Mutter mit Enkelin sind heute früh weiter nach Hawaii (Jeannies zuhause) abgereist.

Nachdem ich mich kurz vor 11 Uhr von Jennie verabschiedet habe, musste ich noch eine Weile durch städtische Wohnviertel kurven und schliesslich den Columbia river auf einer Autobahnbrücke mit Fahrradweg in der Mitte (!) auf die Seite von Washington state überqueren.

Je weiter ich mich von Portland enfernte umso mehr nahm der Verkehr ab.

Da ich nicht auf der Hauptstrasse fuhr, musste ich noch einen kleinen Umweg über einen kleinen Pass in Kauf nehmen.

Danach ging es aber entlang des Columbia rivers wegen dem vorherrschenden Westwind im flotten Tempo weiter gegen Osten.

Nach ca. 80 Meilen veränderte sich plötzlich die Vegetation und aus den grünen Tannen- und Laubwälder wurden goldgelbe Steppenwiesen, d.h. die Jahresniederschlagsmengen nehmen von West nach Ost ziemlich schnell ab.

Am 19:00 traf ich in The Dalles ein und war erstaunt, dass ich eigentlich gar nicht so müde war. Auch der Hintern tat mir nicht mehr weh, denn der Gel-Überzug für den Sattel, den ich noch vor Portland gekauft hatte, hat sich voll bewährt! Nur als ich am Abend dann die Treppen im Hotel herunterstieg merkte ich doch, dass meine Beinmuskulatur ganz schön beansprucht wurde.

Portland
Portland
Der Columbia river auf der Höhe von Cascade locks
Der Columbia river auf der Höhe von Cascade locks

28.06.2017, The Dalles - Hermiston, OR, 113 Meilen

Für den hohen Preis, welcher ich für die Übernachtung bezahlt habe, war das Frühstück fast eine Beleidigung: ein kleines Becherlein billigsten Orangensaft, ein Spiegelei, zwei Würstchen und ein Gummi-pancake haben mein Magen höchstens gekitzelt...! Dabei musste ich mich gleich zu Beginn so richtig ins Zeug legen: die Verbindungsstrasse zum highway ging bergauf und gegen den starken Nordwestwind. Kam während 3 Meilen kaum vom Fleck. Dafür war dann die Weiterfahrt auf dem highway 14 gegen Osten das reinste Segelvergnügen: mit lockeren 40km/h ging es auf den flachen Teilstücken zügig voran. Ich stellte mir mit schrecken immer wieder vor, was gewesen wäre, wenn ich in die Gegenrichtung hätte fahren müssen...!?).

Nach 30 Meilen las ich auf einem Strassenschild: "no gas the next 82 miles". Welch ein Schreck: ich hatte kaum 1 Liter Wasser dabei und zum Nachtanken war ich zu weit vom nächsten Dorf. Wenn es kein Benzin gibt, gibt es womöglich auch kein Laden?! Ich entschied mich es trotzdem zu riskieren, denn nach 32 Meilen sollte ein kleines Dorf an der Strecke liegen, und wenn alle Stricke reissen, hätte ich vom Columbia river Wasser gefiltert, denn Essen hatte ich genug dabei.

Ich war dann sehr erleichtert und froh, dass es im besagten Dorf Roosevelt doch ein kleines Cafe mit Laden gab.

Leider musste ich wieder ein burger essen, anderes gab es leider nicht. Muss aber sagen, dass es einer der besten Burger war, den ich in letzter Zeit gegessen habe!

Nachdem ich mehr als eineinhalb Stunden mir den Magen vollschlug und meine Blase mit icetea zum bersten füllte, machte ich mich um 15:00 gestärkt auf die restlichen 60 Meilen. 

Am Schluss war ich dann doch froh angekommen zu sein, denn die Energiespeicher waren schon lange vorher aufgebraucht und weiteres Essen nahm ich nicht mehr zu mir.

Die Landschaft wurde zusehens flacher und trockener. Einzig die bewässerten Obstbaumplantagen (viel Kirschen) und grüne Maisfelder unterbrachen das Goldgelb des Steppengrases. (Es wimmelte nur so von mexikanischen Erntehelfer. Ob alle wohl legal im Land sind???).

Übernachtet wird im Motel 6, nach einem chinesischen Buffet, welches nicht ganz meine Qualitätserwartungen befriedigen konnte (...aber günstig! Wie immer beim Chinesen).

Der Columbia river mit Mt. Hood im Hintergrund
Der Columbia river mit Mt. Hood im Hintergrund

29.06.2017, Hermiston - Walla Walla, WA, 56 Meilen

Nachdem ich im Fast food Restaurant "Jack in the Box" mein Frühstück, bestehend aus Orangensaft, Rühreier, pancakes und Wurst für $4.68 eingenommen und mir im WalMart gegenüber das im letzten Hotel liegengelassene Ladegerät ersetzt habe, fuhr ich bei strahlenden Wetter und Windstille weiter entlang dem Columbia river gegen Osten los.

Die zwei vorangegangenen Tage mit je über 100 Meilen lasteten schwer wie Blei in meinen Beinen. So entschied ich mich eine "kurze" Etappe bis zum Städtchen Walla Walla, in der Südostecke von Washington an diesem Tag runter zu strampeln.

Nach 26 Meilen verabschiedete ich mich von meinem Begleiter (den Fluss) und bog Richtung Osten ab, während der Columbia river weiter aus Norden strömt.

Obwohl Walla Walla einiges höher als Hermiston liegt, waren die Steigungen bescheiden und fast unmerklich.

Bereits um 14:00 erreichte ich mein Ziel und quartierte mich, bequemlichkeitshalber im zentral gelegenen Motel "Travelodge" ein.

Da ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts gegessen hatte, musste ich mich zum Aufstehen zwingen, ansonsten ich gleich im Motelbett eingeschlafen wäre.

Ein frühes Abendessen im nahegelegenen Restaurant, welches den Eindruck einer Altersheimkantine machte, und ein anschliessender Milchshake rundeten den relativ lockeren Tag ab.

Leider habe ich heute kein einziges Bild geschossen...!


30.06.2017, Walla Walla - Clarkston, WA, 97 Meilen

Mit dem Gedanken mehr Vitamine zu essen, habe ich heute ausschliesslich Früchte gefrühstückt. Dies war offensichtlich zu wenig, sodass dies in eine regelrechte muskuläre Energiekriese am Nachmittag ausartete. Vor allem habe ich auch während des Tages zu wenig gegessen, so fehlten mir noch 30 Meilen bis zum geplanten Ziel, als gar nichts mehr ging. Nach einer langen Pause bei einem Mini-market und nachdem ich mich zwang mehr zu essen als mein Hunger verlangte, konnte ich dann doch die restlichen Meilen ohne grössere Probleme in Angriff nehmen.

Alles in allem war es eine Etappe mit leichten bis moderaten Steigungen die jedoch trotzdem zu einer Herausforderung wurde, da die Temperaturen am Nachmittag ins unerträgliche stiegen und die Strecke kaum Schatten bot!

Um 19:00 erreichte ich zusammen mit einem anderen "long distance biker" den Ort Clarkston, an der Grenze zu Idaho, wo ich mich gleich ins erstbeste Motel einquartierte. Nach der Dusche ging's zum Italiener nebenan und versuchte soviel Pasta wie möglich reinzustopfen, mit der Hoffnung, dass meine Energiespeicher sich wieder so schnell wie möglich füllen mögen.

Waitsburg, ein verschlafenes Nest eingebetet in Getreidefelder
Waitsburg, ein verschlafenes Nest eingebetet in Getreidefelder

1.07.2017, Clarkston WA - Kamiah IDAHO, 70 Meilen

Nach dem Frühstück im Hotel und nach dem Einkauf von genügend Flüssigkeit im nebenanliegenden Tankstellen shop, wurde meine Fahrt schon nach wenigen Metern durch meinen ersten platten Reifen gestoppt.

Nach der Reparatur ging es dann entlang dem Clearwater river und entlang einer autobahnähnlichen Strasse weiter gegen Osten. Anfänglich war der Verkehr doch eher unangenehm, bis sich die Strasse teilte: der Hauptverkehr floss gegen Süden Richtung Boise und ich fuhr weite dem Fluss entlang in die Berge Richtung Montana.

Da ich spät von Clarkston wegkam, machte sich die Hitze schon im Frühstadium der Etappe unangenehm bemerkbar. Nach 45 Meilen entschied ich mich im verschlafenen Ort Orofino eine grosszügige Mittagspause, mit Besuch beim Mexikaner, einzulegen.

Nach dem reichhaltigen Essen und nach eisgekühlte Drinks, konnte mir die bis zu diesem Zeitpunkt merklich gesteigerte Hitze nichts mehr anhaben. Im flotten Tempo ging es die restlichen 25 Meilen bis nach Kamiah voran.

In Kamiah entschied ich Halt zu machen, denn ich wollte meine Wäsche waschen und hatte Angst, dass ich in späterer Stunde kein freies Zimmer mehr bekommen würde, da es doch Wochenende ist!

Meine Unterkunft war dann auch bis zum Abend ausgebucht. Mit meinen Zimmernachbarn, eine Gruppe von fetten Harley-biker, machte ich noch ein Plauderstündchen, bevor ich mich dann endlich ins langersehnte Bett legte.

Blick zurück auf Lewiston entlang dem Clearwater river
Blick zurück auf Lewiston entlang dem Clearwater river

2.07.2017, Kamiah, IDAHO, 0 Meilen

Heute habe ich entschieden einen freien Tag zu nehmen. Angesichts der angesagten Hitze und meinen müden Beinen ist das einlegen eines Ruhetages mehr als vernünftig.

Trotzdem konnte ich es nicht lassen, am Nachmittag ein bisschen die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden.

Was ich von unten nicht sah, ist, dass der Fluss eigentlich nur einen Einschnitt in einer Hochebene ist. Dies bemerkte ich, als ich ca. 1500 Fuss mit dem Rad hochfuhr.

Ansonsten verlief der Tag ereignislos und mit viel "siesta".

Ich beim "updaten" vor dem Motel...
Ich beim "updaten" vor dem Motel...
Kleiner Ausflug in die Höhe über Kamiah
Kleiner Ausflug in die Höhe über Kamiah
Ausblick von meinem Zimmer
Ausblick von meinem Zimmer

3.07.2017, Kamiah - Lochsa Lodge, 97 Meilen

Nachdem ich, aus welchen Grund auch immer, eine mehrmals unterbrochene Nacht verbracht habe, war ich bereit und auch froh meine Fahrt relativ früh aus folgenden 3 Gründen in Angriff zu nehmen:

1. Der Tag versprach wieder sehr heiss zu weden.

2. Mit 97 Meilen  war eine lange Etappe angesagt, die dem Clearwater und später dem Lochsa river flussaufwärts folgte.

3. Ich wollte eher am frühen Nachmittag ankommen.

Die Fahrt verlief sehr angenehm bis zu den letzten 20 Meilen, als die Sonne dann so richtig einheizte.

Immer dichter wurde der Wald und enger das Tal, sodass es zu einer der bisher landschaftlich schönsten Etappe wurde.

Der Clearwater sowie auch der Lochsa river sind bei Rafter und Fischer sehr beliebt. So beschränkte sich der Verkehr auf der Strasse mehrheitlich auf diese Leuten.

Auf dem Weg holte ich einen Biker ein, der auf dem Weg nach Boston ist. Wir freundeten uns an und campierten am gleichen Ort: bei der Lochsa Lodge.

Wunderschöne Fahrt entlang des Lochsa rivers
Wunderschöne Fahrt entlang des Lochsa rivers

4.07.2017, Lochsa Lodge, ID - Missoula, MT, 57 Meilen

Heute war der Lolo Pass, als Haupthindernis des Tages auf dem Programm. Mit einer Höhendifferenz von ca. 500m und einer H.ü.M. von knapp über 5200 Fuss ist er eher ein bescheidener Pass, hat jedoch seine Bedeutung, weil er die Grenze zwischen Idaho und Montana markiert. Zudem war die Steigung ziemlich schweisstreibend, obwohl mit 1 1/4 Stunden relativ kurz.

Heute machte ich Bekanntschaft mit noch mehr Langdistanz-Radler, die jedoch hauptsächlich auf der Ost-West-Route unterwegs waren. Vor allem machte mir einen grossen Eindruck "Ginger", die mit ihren 70 Jahren von Colorado vollbepackt nach Oregon fuhr!

Da war auch noch Stewart von Schottland, der seit 52 Tagen von Virginia, an der Ostküste, unterwegs war. Und nicht zu vergessen Mike, der mit seinem Velo-Anhänger auch von Virginia aus unterwegs war.

Nach einer flotten Abfahrt auf der Montana-Seite des Passes und nach einer kurzen frühen Nachmittagspause zusammen mit meinem neuen Begleiter Ron in einem Tankstellen-shop, ging's noch die letzten 10 Meilen relativ flach aber bei sengender Hitze nach Missoula.

Wir suchten uns müde und halb verdurstet eine Unterkunft im Zentrum der sehr provinziellen und ruhigen Stadt aus, duschten und gingen mexikanisch Essen.

Bereitmachen für die Abfahrt von der Lochsa Lodge
Bereitmachen für die Abfahrt von der Lochsa Lodge
Auf dem Lolo Pass
Auf dem Lolo Pass

5.07.2017, Missoula - Deer Lodge, MT, 85 Meilen

Das Zimmer im Motel Belle Aire im Zentrum von Missoula habe ich mit Ron geteilt. Da er, wie auch ich, kein Frühaufsteher ist und die Zeit in Montana gegeüber Idaho um eine Stunde verschoben ist, wurde es spät bis zur Abfahrt. Zusätzlich sind wir nach dem Frühstück beim Hauptsitz von "Adventure cycling assosiation", welcher sich nur gerade einen Block vom Motel befindet, vorbeigegangen, mit der Hoffnung, gute Tipps für die weitere Fahrt zu bekommen. Wir wurden herzlich empfangen, aber mehr als ein paar Übersichtskarten vom landesweiten Radnetz haben wir nicht herausgeholt.

So um 11:30 machten wir den check-out vom Motel und verabschiedeten uns voneinander, denn, obwohl wir die gleiche Route nahmen, uns bewusst war, dass wir uns nicht mehr sehen werden, weil wir ganz unterschiedliche Reisegeschwindigkeit hatten.

Nachdem ich meinen Flüssigkeitsbedarf im Supermarkt besorgt hatte, ging es sogleich auf die Autobahn; in Montana ist es angeblich erlaubt, mit dem Fahrrad auf dem breiten Pannenstreifen zu fahren...!

Da es um die Mittagszeit schon ziemlich heiss war (über 35°C!) und der Verkehr mit einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 80m/h an mir ununterbrochen vorbeidonnerte, habe ich bereits nach 10 Meilen eine Krise bekommen: ich fuhr von der Autobahn herunter und nahm die anscheinend zur Autobahn parallel verlaufende Landstrasse. Diese führte jedoch nirgends hin und musste dann die gleiche Strecke wieder zurückfahren, als ich dies bemerkte.

Zurück bei der Autobahneinfahrt traf ich dann überraschenderweise wieder Ron, der sich jedoch gerade einen Platten eingefangen hatte.

Ich fuhr dann aleine weiter, stoppte nach 6 Meilen bei einem Tankstellen Shop, da ich nachwievor im Krisenmodus vor mich herradelte und die Hitze unbarmherzig war.

Nach einer längeren Pause mit ein paar Drinks fasste ich wieder Mut, um die Weiterfahrt auf der Autobahn zu versuchen.

Zwei Massnahmen halfen mir dann, die Fahrt relativ gut zu überstehen:

1. Ich benutzte zum ersten Mal meine Kopfhörer und hörte Musik, die meine Stimmung wieder aufhellte, und

2. Ich versuchte nicht zu "pushen" und einen angenehmen Tritt zu finden.

So schmolzen die Meilen dahin, wie Butter an der Sonne... (...mein Fahrradcomputer zeigte bis zu 43°C an!!!).

Nachdem ich das verspätete Mittagsessen in Drummond einnahm, machte ich mich guten Mutes auf die letzten 30 Meilen bis nach Deer Lodge.

Nach 15 Meilen setzte jedoch plötzlich ein starker Gegenwind ein, ausgelöst von dunklen Gewitterwolken in meiner Fahrtrichtung. Plötzlich kam ich nur noch mit halber Geschwindigkeit und doppelten Effort vorwärts.

Brenzlig wurde es, als 5 Meilen vor dem Ziel noch der Regen einsetzte und Blitze in der Nähe herunterknallten.

Mit verzweifeltem Willen schaffte ich es dann doch noch, auch wenn nicht mehr trocken, ein Motel am Ziel zu erreichen.

Adventure Cycling Assosiation Hauptquartier in Missoula
Adventure Cycling Assosiation Hauptquartier in Missoula
Unterwegs auf der Autobahn bei 40°C!
Unterwegs auf der Autobahn bei 40°C!
Schöne Lichtstimmungen vor dem Gewitter
Schöne Lichtstimmungen vor dem Gewitter
Abendstimmung in Deer Lodge nach dem Gewitter
Abendstimmung in Deer Lodge nach dem Gewitter

6.07.2017, Deer Lodge - Butte, MT, 44 Meilen

Heute Nacht wurde ich von einem ziemlich starken Erdbeben geweckt. Es fühlte sich an wie in einem Albtraum. Tatsächlich war es das stärkste Erdbeben seit mehr als 50 Jahren im Staate Montana und hat eine Stärke von 5.8 erreicht. Eine ziemlich beängstigende Erfahrung...!

Nach dem Gewitter vom Vorabend hat sich die Luft nur unmerklich abgekühlt und anfänglich musste ich noch gegen den Wind auf der Autobahn kämpfen, der sich jedoch am späteren Vormittag legte. Trotzdem fühlten sich meine Beine noch nicht erholt an und der Durst plagte mich unaufhörlich, da die Temperaturen wieder gegen 40°C kletterten. Gott sei Dank waren die Autobahnausfahrten mit Verpflegungsmöglichkeiten dichter aneinander gereiht als auch schon!

Mein ursprünglicher Plan, das ca. 90 Meilen entfernte Three Forks noch am gleichen Tag zu erreichen, liess ich fallen und quartierte mich schon um 14:00 im Bergbauort Butte ein. Ein Ort auf ca. 5500 Fuss, der vom unschönen Tagbau der Kupfergewinnung geprägt ist.

Morgen soll es dann über die kontinentale Wasserscheide gehen, die in nur 8 Meilen Entfernung liegt. Bis dann hoffe ich, mich von den bisherigen Strapazen ein bisschen erholt zu haben und ich mit mehr Motivation und Freude den Weg nach Osten weiterfahren kann.

Butte, mit dem riesigen Tagbau im Hintergrund...
Butte, mit dem riesigen Tagbau im Hintergrund...
...ansonsten hätte Butte seinen landschaftlichen Reiz!
...ansonsten hätte Butte seinen landschaftlichen Reiz!