28.-30.05.2025, Lordsburg/NM - Beaverhead

Distanz: 212km

Höhenunterschied: 3612m

Mittwoch den 28. Mai war es also soweit: mit einer Busfahrt von Tucson fahre ich nach Lordsburg/New Mexico, wo ich mit meiner Fahrradtour auf dem "Great Divide Mountain bike Route" startete.

Mit viel Enthusiasmus und Erwartungen starte ich um 4 Uhr Nachmittag mit dem Ziel, das in 45 Meilen entfernte Silver City zu erreichen.

Die Strasse dorthin ist nicht Teil der offiziellen Route, denn aus logistischen Gründen erspare ich mir das Teilstück von Antelope Wells an der Grenze zu Mexico bis nach Silver City.

Leider hatte sich der Bus um eine Stunde verspätet, was das Zeitfenster für die ersten 45 Meilen bei Tageslicht schmälerte und ich völlig kaputt und übermüdet knapp vor totaler Dunkelheit in Silver City ankam.

Das Gewicht der Fahrrads mit dem ganzen Gepäck hatte ich völlig unterschätzt, denn schon bei geringer Steigung brach die Geschwindigkeit ein und die Anstrengung nahm exponentiell zu! Die Hitze trug dann noch das ihrige bei.

In Silver City dann noch um 9Uhr abends ins miserable Motel 6 eingecheckt, mit der Hoffnung, einen erholsamen Schlaf zu finden. Daraus wurde aber nichts: sehr wahrscheinlich war ich zu überangestrengt, um die nötige Entspannung zu finden...!?

Am nächsten Morgen machte ich mich zum Walmart auf, um noch mein Essensproviant zu ergänzen und eine neue Rückleuchte zu kaufen, die ich am Vorabend auf dem Weg zum Hotel verloren hatte.


Die geplante Tagesetappe verlief hauptsächlich auf einer nach Lake Roberts asphaltierten Strasse; es ging von knapp 2000m auf knapp 2500m hoch.

Nach ca. 30km war ich jedoch bereits platt: meine Beine waren sich nicht gewöhnt, solch schweres Gewicht hoch zu fahren!

Mit Mühe und Not kam ich in Lake Roberts an und gönnte mir sogleich eine Cola im Dorfladen.

Mittlerweile machte ich bereits Bekanntschaft mit den ersten Gleichgesinnten.

Nach einer langen Mittagspause, schloss ich mich an einer 5er Gruppe von Mitfünfzigern an, die das gleiche Ziel hatten: Banff/Kanada. Ich erhoffte mir dabei, etwas von meiner in den Keller gefallenen Stimmung aufzuhellen und mich zu bremsen, um meine Energie nicht sinnlos mit meinem Fahrstil zu vergeuden.

Um 5 Uhr nachmittags fuhren wir alle 6 gemeinsam los, um den in 30km gelegene rudimentäre Zeltplatz "Rocky Canyon" zu erreichen.

Die ersten 11km ging es sanft auf asphaltierter Strasse hinauf bis zu der Abzweigung, wo dann nur noch Forststrasse angesagt war.

Ich kam mit Abstand als erster zur Abzweigung, denn, auch wenn ich mich für meine Verhältnisse sehr mit der Geschwindigkeit zurücknahm, waren mir die "boys" doch zu langsam!

Nach der Abzweigung gings dann zur Sache: die 4 bis 6% Steigung fühlten sich wie 20% an: hier war der kleinstmögliche Gang gefragt.

Trotzdem legte ich bald eine Lücke zwischen mir und den Jungs, die bis zum Ziel auf ca. eine Stunde anwuchs.

Ich konnte noch vor einsetzender Dunkelheit mein Zelt im engen und mit Tannenbäume bewaldeten Canyon aufstellen.

Die gesamte Tagesetappe verlief in malerischen bewaldeten Gegend, die die Tagestemperatur in erträglichen Masse hielt.


Am nächsten Morgen, nach einer kühlen Nacht, machte ich mich an einem technischen Problem meines Fahrrades: der kleinste Gang meiner Schaltung ging nicht mehr!

Nach langem herumschrauben und ölen der Kette konnte ich das Problem beheben.

Die dritte Tagesetappe wartete mit einer massiven Steigung direkt vom Übernachtungsort auf. Mit dem kleinste Gang überwindete ich dieses Hindernis mit Ach und Krach. Trotzdem liess ich meine Begleiter weit hinter mir.

Nach "nur" 54km und etlichen anstrengenden Steigungen bei fast unerträglicher Hitze, erreichten wir das Tagesziel "Beaverhead Work Center", eine Feuerwehr Station, um ca. 16:30Uhr, kaputt aber erleichtert. Dort trafen wir noch weitere 4 GDMBR-biker.

Die Landschaft gestaltete sich sehr trocken, was die Trinkwasserplanung zur Herausforderung machte. Einzig das Wasser eines unappetitlichen aussehenden Biber-Stausees war auf der ganzen Strecke die einzige Möglichkeit, um Wasser zu schöpfen...selbstverständlich nur durch meinen Filter!

Eine positive Überraschung war eine Kühlbox vor einer Ranch, wo Erfrischungsgetränke für eine kleine Spende zu haben waren.

Auf der Fahrt mit dem Greyhoundbus von Tucson nach Lordsburg
Auf der Fahrt mit dem Greyhoundbus von Tucson nach Lordsburg
Bei Ankunft in Lordsburg musste ich noch meine ganze Ausrüstung zusammenmontieren.
Bei Ankunft in Lordsburg musste ich noch meine ganze Ausrüstung zusammenmontieren.
Noch schnell im McDonalds vor der Abfahrt einen Hamburger heruntergedrückt.
Noch schnell im McDonalds vor der Abfahrt einen Hamburger heruntergedrückt.
Landschaft hinauf zum Lake Roberts...
Landschaft hinauf zum Lake Roberts...
Kurze Snackpause im Aufstieg zum Lake Roberts.
Kurze Snackpause im Aufstieg zum Lake Roberts.
Steile Anstieg im "Gila-national forest" bei unerträglicher Hitze!
Steile Anstieg im "Gila-national forest" bei unerträglicher Hitze!
Eine angenehme Überraschung am Wegesrand: eisgekühlte Getränke!
Eine angenehme Überraschung am Wegesrand: eisgekühlte Getränke!
Mitbiker am Schluss eines Aufstiegs.
Mitbiker am Schluss eines Aufstiegs.
Zeltplatz bei der Feuerwehrstation von Beaverhead.
Zeltplatz bei der Feuerwehrstation von Beaverhead.

31.05.2025, Beaverhead - Valle Tio Vinces Campground

Distanz: 111km

Höhendifferenz: 959m

Heute morgen war ich bereits um 7Uhr abfahrtbereit. Man spürte und sah, dass mehr Feuchtigkeit in der Luft lag, sodass man im Verlaufe des Tages mit Regen rechnen konnte. Aber der Tag fing trotzdem relativ sonnig und mit angenehm kühlen Temperaturen an.

Während den morgendlichen Vorbereitungen am Campingplatz war die Rede von starken Winde während den Nachtstunden. Davon hatte ich aber nichts mitbekommen; ein Zeichen, dass ich tief geschlafen hatte.

Die Tagesetappe versprach keine grösseren Herausforderungen. So ging es über 30km kaum merklich bergauf mit einer anschliessenden lange und wiederum kaum merklichen Bergabfahrt.

Nach 94km erreichte ich mit zwei weiteren Mitradlern eine kleine Kirche inmitten einer fast menschenleeren Landschaft. Gerade rechtzeitig als ein erster Schauer niederging.

Wir suchten Schutz auf der Rückseite der Kirche, denn die Kirche selbst war verschlossen.

Nach einer Weile tauchte der Pastor auf, der im danebenliegenden Gebäude mit seiner Familie lebt und versuchte in freundlicher Weise uns zu erklären, dass er die Kirche nicht als Allgemeingut versteht und Fremde nicht unbedingt erwünscht sind. Trotzdem gewährte er uns die Zeit zum ausruhen und zum Wassertanken.

Die Gegend erwies sich wieder über sehr weite Strecke als äusserst trocken: eine karge Steppe umgeben von leicht bewaldeten Hügeln.

Nachdem wir uns verpflegt und ausgiebig mit dem Hund des Pastors geschmust hatten, ging die Fahrt weiter zum Fusse einer letzten Steigung, bei der meine zwei Begleiter sich weigerten, noch am selben Tag hinaufzufahren und dafür an Ort und Stelle zu übernachten.

Also fuhr ich die letzten 14km bis zu einem Campingplatz in der bewaldeten Höhe hinauf, wo ich mein Zelt aufstellte. Dort traf ich zwei weitere biker und die Frau eines später hinzukommenden Radlers, die ihren Mann auf der ganzen Strecke nach Kanada mit dem Auto Unterstützung bot.

Diese Campingplätze des US-Nationalforstes sind meistens mit Toiletten ausgestattet und bei den Amerikaner sehr beliebt.

Einzig, wenn man sieht wie gewisse Amerikaner ihr motorisiertes Vehikel nehmen, um die kurze Strecke bis zur Toilette zu bewältigen, muss man schon den Kopf schüttel.

Endlose steppenartige Landschaft mit wenigen ausgedehnten Rinderfarmen.
Endlose steppenartige Landschaft mit wenigen ausgedehnten Rinderfarmen.
Ich war froh, dass diese Wege trocken waren, die sich bei Regen in Ton verwandeln und unpassierbar werden.
Ich war froh, dass diese Wege trocken waren, die sich bei Regen in Ton verwandeln und unpassierbar werden.
Die wohl am meisten vertretenen Lebewesen dieser Region: Rinder!
Die wohl am meisten vertretenen Lebewesen dieser Region: Rinder!
Einsamkeit soweit das Auge reicht!
Einsamkeit soweit das Auge reicht!

1.06.2026, Valle Tio Vinces Campground - W TLC Ranch

Distanz: 75km

Höhenunterschied: 630m

Wie üblich erwachte ich schon vor dem Morgengrauen, jedoch nach einem erholsamen und befriedigenden Schlaf.

Ich entschied mich einen doppelten Tuna-Burrito zum Frühstück zu verspeisen, nachdem ich schon am Vorabend eine Packung Ramen-noodles und eine Packung instant Kartoffelpüree verschlungen hatte. Die Idee war, soviel wie möglich Kalorien zu bunkern, da ich immer das Gefühl hatte, energetisch am Limit zu sein.

Nach einer kurzen, anfänglichen Steigung folgte eine lange, mit Zwischensteigungen gespickte Abfahrt bis zum kleinen Ort "Pie Town": eigentlich das erste Dorf nach Silver City!

Wie der Name es schon vorwegnimmt, ist der "Pie", sprich Früchtekuchen, die Spezialität des Ortes. Nachdem ich wiedereinmal auf den 48km bis zum Dorf alles gegeben hatte und sämtliche früher gestarteten biker ein- und überholte, war ich nicht imstande einen Bissen herunterzukriegen.

Es verging mindestens 2 Stunden und 2 Litter Flüssigkeit bis ich mir 4 Spiegeleier mit Toast bestellte.

Danach ging die Erholung schneller voran, sodass ich die weiteren 28km bis zur nächsten Campier-Gelegenheit ohne weiteren Problemen flott hinter mich brachte.

Eine Ranch inmitten von spärlich mit Bäumen bewachsenen welligen Niemandsland bot für hiker wie für biker sein Gründstück zum campieren an. Am Ende des Tages wuchs die Zahl der übernachtenden biker auf 8 an.

Zwischenhalt in Pie Town
Zwischenhalt in Pie Town
Leckere Pies mit ice cream!
Leckere Pies mit ice cream!
Parkplatz vor dem Restaurant...
Parkplatz vor dem Restaurant...
Selfie mit Mitbiker....
Selfie mit Mitbiker....

2.06.2025, W TLC Campground - Grants/NM

Distanz: 85km

Höhenunterschied: 239m

Früh am Vorabend wie üblich in den warmen Schlafsack gekrochen immer mit der Hoffnung, einen ausgedehnten Schlaf zu ergattern, mit der Erwartung, den nächsten Tag gut ausgeruht und voller Energie an den Start zu gehen.

Um 1:30Uhr erwachte ich zum ersten mal und bemerkte, dass ein leichter Regen das Aussendach meines Zeltes befeuchtete.

Dieser Regen wurde dann im weiteren Verlauf bis zum Sonnenaufgang immer stärker und wuchs zu Starkregen an. Ich wusste sofort, was dies bedeutete: die Forststrassen mit feinem Sand wurden schier unpassierbar!

Einen kurzen Blick in der Niederschlagsanimation des Niederschlagsradar zeigte ein nachlassen der Niederschläge um 8:30Uhr. Drei andere biker wollten jedoch nicht solange warten und fuhren bei starken Regen und völlig glitschigen Strassen los; dies mussten sie dann mit mühsamen Fortkommen und zum Teil durch Lehm blockierter Fahrradkette bezahlen.

Nachdem der Regen wie vorausberechnet nachlies, machte ich einen ersten Versuch die Etappe in Angriff zu nehmen.

Schon nach wenigen Metern wurde mir klar, dass dies kein Sinn machte, denn das durchdrehende Hinterrad bei jedem Pedaltritt, das Rutschen auf der lehmigen Strasse und die durch diesen Lehm zu blockieren drohenden  Reifen, machten das Fortkommen zur Hölle!

Aber nach drei Stunden Sonnenschein war die Piste genügend abgetrocknet, sodass es endlich losgehen konnte.

Es waren 25km auf dem Forstweg zu bewältigen, bevor dann eine 62km lange Asphaltstrecke folgte.

Die Strecke erwies sich als ziemlich einfach, da es tendenziell bergab ging, auch wenn streckenweise wieder washbrettartige Bodenbeschaffenheit den Spass drosselte.

Beim Anfang der asphaltierten Strecke machte ich dann eine längere Pause, ass ein Tuna-burrito und genoss die angenehmen Temperaturen bei eitlen Sonnenschein.

Der Rest der Strecke führte duch ein geologisch interessantes und malerisches Gebiet: auf der linken Strassenseite fuhr ich entlang eines nicht allzu altes Lavafeld und auf der rechten entlang von sandsteinfarbigen Klippen.

Nach 15km auf der Strasse überraschte mich jedoch ein plötzlich aufgetauchtes Gewitter, welches mit Hagel und Sturmböen das Aufsuchen eines schützenden Unterschlupfs nötig machten. Diesen fand ich dann sogleich in Form eines Juniper-Busches am Strassenrand, woch ich das kurze Schauspiel mehr oder weniger geschützt aussitzen konnte.

Danach kam wieder die Sonne zum Vorschein und verlies mich nicht bis zum Ziel in Grants, New Mexico.

Die Fahrt wurde zum Genuss, denn die Strecke war mehrheitlich flach und der Weg wehte von hinten.

In Grants checkte ich im vorreservierten South West Motel direkt an der Route 66 und nahm die langersehnte warme Dusche genüsslich auf mich.

Am Abend ging ich dann noch mit weiteren Biker-Kollegen ausgehungert Pizza essen.

Einige Gewitter unterwegs während des Tages...
Einige Gewitter unterwegs während des Tages...
Wieder endlose, leere Schotterstrassen in steppenartiger Landschaft auf über 2000m Höhe.
Wieder endlose, leere Schotterstrassen in steppenartiger Landschaft auf über 2000m Höhe.
Malerische Strasse entlang von geologischen Besonderheiten...
Malerische Strasse entlang von geologischen Besonderheiten...
Eindrückliche Klippen...
Eindrückliche Klippen...
...mal wieder eine Pause auf dem Weg nach Grants.
...mal wieder eine Pause auf dem Weg nach Grants.

3.06.2025, Ruhetag In Grants/NM

Heute war Ruhetag angesagt. Das heisst all die Sachen machen zu denen ich in den letzten Tagen nicht die Möglichkeiten oder die Zeit gehabt habe, wie Wäsche waschen, einkaufen gehen, sich den Magen vollschlagen oder einfach herumhängen und ausruhen.

So ging es nach einem herzhaften mexikanischen Frühstück zur Münz-Waschautomat-Wäscherei um meine verschwitzten und dreckigen Kleider zu waschen. Danach ins lokale Bergbaumuseum, in Walmart einkaufen und am Abend mit den Kollegen in der nahen Pizzeria nachtessen.

Vor dem ins Bett gehen noch die ganze Ausrüstung wieder zusammenstellen, am Fahrrad montieren und ab ins Bett.

Meine Unterkunft in Grants: ein bisschen schäbig aber sauber und im Zimmer alles vorhanden.
Meine Unterkunft in Grants: ein bisschen schäbig aber sauber und im Zimmer alles vorhanden.
Besuch des Bergbaumuseums von Grants mit meinen Mitfahrer Doro und Dan.
Besuch des Bergbaumuseums von Grants mit meinen Mitfahrer Doro und Dan.

4.06.2025, Grants - Chaco Trade Center (Pueblo Pintado)

Distanz: 115km

Anstiege: 612m

Bereits um 6:45Uhr verliess ich das Hotel um die 115km Tagesetappe unter die Räder zu nehmen.
Nach einem kurzen Stopp bei einer Tankstelle ging es dann flott entlang der Route 66 gen Westen bis zur Abzweigung auf Highway 605 Richtung Cuba/NM.
Der Wind wehte dankenderweise von hinten, sodass ich das Tempo relativ hochhalten konnte. So holte ich bald die ca. eine halbe Stunde vor mir gestarteten Dan und Dora ein.
Nach 25km machte ich dann noch am Strassenrand einen Frühstücksstopp und verschlang den im Walmart gekauften Sandwich genussvoll.
Die Temperaturen waren aber für die Jahreszeit relativ kühl, sodass ich während den ganzen Tag meine Fleecejacke nicht ausziehen konnte.
Ziel der Etappe war der Chaco-Trade-Center inmitten des Navajo-Indianer-Reservat.
Die Strecke führte wiederum durch endlos leere Landschaften zwischen 2000 und 2300m Höhe, also eine hügelige Hochsteppe mit wenig Baumbewuchs.
Obwohl für den Tagesverlauf Regenschauer mit Gewitter angesagt waren, schaffte ich die Strecke trocken, aber eher unterkühlt bis ins Ziel. Zwei Stunden danach ging dann ein starkes Gwitter mit Hagelsturm nieder.
Das Chaco-Trade-Center ist so etwas wie ein Dorfladen (ohne Dorf), wo die in der Umgebung verstreut lebenden Navajo-Indianer kleine Lebensmitteleinkäufe tätigen, ihre Post abholen, Auto tanken oder ihre Wäsche waschen konnten. So war ein reges Kommen und Gehen von Kundschaft, die ausschliesslich aus Indianern bestand. Einzig der Besitzer war ein Weisser, der uns freundlicherweise sein Areal zum campieren zur Verfügung stellte.
Schlussendlich waren wir zu fünft, die wir dann unsere Zelte für die Nacht aufstellten.

Erste Pause nach ca. 40km am Strassenrand.
Erste Pause nach ca. 40km am Strassenrand.
Chaco Trade Center: ein Laden mit Postfächer und Laundromat.
Chaco Trade Center: ein Laden mit Postfächer und Laundromat.
Ein Hagelsturm naht: grade rechtzeitig angekommen!
Ein Hagelsturm naht: grade rechtzeitig angekommen!
"Aufenthaltsraum" im Laundromat...
"Aufenthaltsraum" im Laundromat...
Unser "Zeltplatz" beim Chaco Trade Center.
Unser "Zeltplatz" beim Chaco Trade Center.

5.06.2025, Chaco Trade Center - Camping Oberhalb Von Cuba/NM

Distanz: 102km

Anstiege: 1243m

In der Nacht hatte es nochmal ein bisschen geregnet, aber nichts der Rede Wert. Der Tag fing sonnig an mit fast idealen Temperaturen zum Fahrradfahren.

Ich nahms gemütlich, denn ich wollte noch mein Zelt trocken einpacken. So war ich der letzte, der dann das Chaco-Trade-Center verliess.

Bis zur halben Distanz bis Cuba/New Mexico hatte ich dann alle wieder eingeholt und machten eine kurze Snackpause an der einzigen Tankstelle auf dieser Strecke.

Cuba ist ein eher heruntergekommen wirkender Durchgangsort, der wenig interessantes bietet, ausser die Bergwelt mit schönen Wälder im Hinterland.

Nach einem mexikanischen Mittagsessen in einem kleinen Lokal in einer Tankstelle, machte ich mich zusammen mit der in der Zwischenzeit auch angekommene Doro, auf die ca. 24km hoch in die Berge, um dort zu campieren.

Die Strasse erinnerte an A0lpenpässe, da die Steigung streckenweise deftig war und die Vegetation zunehmend, je höher man kam, an Mitteleuropa erinnerte.

Auf ca. 2800m stellte wir dann schliesslich unsere Zelte auf einem wunderschönen Platz im lichten Tannenwald bei abendlichem Sonnenschein.

Typisch amerikanisch: lange, gerade Strassen durch menschenleere Landschaften (auf dem Weg nach Cuba).
Typisch amerikanisch: lange, gerade Strassen durch menschenleere Landschaften (auf dem Weg nach Cuba).
Landschaft unterwegs...
Landschaft unterwegs...
Letzter Bergaufstieg des Tages mit Doro.
Letzter Bergaufstieg des Tages mit Doro.

6.06.2025, Camping Oberhalb Cuba - Abiquiu

Distanz: 96km

Anstiege: 899m

Schon vor Tagesanbruch war ich wieder wach, schälte mich jedoch aus dem warmen Schlafsack erst gegen 7 Uhr.

Zum Frühstück kochte ich mir eine Nudelsuppe, denn ich wollte etwas Warmes zu mir nehmen.

Der Tag versprach wieder wunderschön zu werden, aber der Höhe entsprechend war es doch recht kühl.

Um 8 Uhr fuhren wir dann gemeinsam los, hielten jedoch bereits nach 2km bei einem Flüsschen, um unsere Wasservorräte aufzufüllen.

Dannach ging es in einen Auf und Ab durch wunderschöne Tannen- und Aspenwälder, unterbrochen durch grüne Wiesen, die mit gelben Löwenzahn gesprenkelt waren.

Schnell liess ich Doro hinter mir und genoss die flotte Fahrt durch die schönen Wälder. Dabei übersah ich eine wichtige Abzweigung und kam ganz von der vorgegebenen Strecke ab. Als ich dies bemerkte, war ich bereits zu weit weg, um mich durchzuringen, meinen Fehler zu korrigieren. So fuhr ich weiter und gelangte dann auf eine Strasse, die nach Abiquiu führte, das vorgelegte Etappenziel.

Nach einem Mittagshalt am Strassenrand gesellte sich Roger, ein weiterer biker zu mir, der jedoch bereits von Cuba die Strasse genommen hatte.

Gemeinsam fuhren wir die lange Abfahrt hinunter nach Abiquiu, wo wir uns erst mal einen Sandwich und Milkshake gönnten.

Dannach begaben wir uns zusammen mit Barb, die per Auto ihren Mann Unterstützung bot, zu einem inoffiziellen privaten Campingplatz, wo ich mein Zelt aufstellte und Roger eine einfache Hütte für wenig Geld nahm.

Am späten Nachmittag erreichte auch Doro den Campingplatz und erzählte von der schlimme letzten Abfahrt, die eigentlich gar nich die Bezeichnung "Weg" würdig war.

Genussvolle Fahrt durch grüne Tannenwälder auf über 2500m Höhe.
Genussvolle Fahrt durch grüne Tannenwälder auf über 2500m Höhe.
Immerwieder steile Anstiege...
Immerwieder steile Anstiege...
...und schöne Aussichten!
...und schöne Aussichten!
Fast wie in den Alpen oder Jura!
Fast wie in den Alpen oder Jura!
Plötzlich inmitten einer Wiese bizarre Felsformationen..
Plötzlich inmitten einer Wiese bizarre Felsformationen..
Auf dem falschen Weg, aber trotzdem schön!
Auf dem falschen Weg, aber trotzdem schön!
Lange Abfahrt hinunter zur Strasse nach Abiquiu.
Lange Abfahrt hinunter zur Strasse nach Abiquiu.
Meine neue Begleitung: Roger aus Colorado.
Meine neue Begleitung: Roger aus Colorado.
Das Abiquiu Reservoir 10 Meilen vor Abiquiu.
Das Abiquiu Reservoir 10 Meilen vor Abiquiu.
Genussvolles Essen (jedoch mit Mosquitos) im Camping am Chama Fluss.
Genussvolles Essen (jedoch mit Mosquitos) im Camping am Chama Fluss.

7.06.2025, Abiquiu - Hopewell Lake

Distanz: 92km

Anstiege: 1993m

Die Nacht verlief friedlich, nur das leise Plätschern des fliessenden Chama Flusses war zu hören und ein paar jaulende Coyote in der Ferne. Obwohl der helle Mond mir direkt ins Gesicht schien, da ich diesmal das Überzelt wegliess, schlief ich doch relativ problemlos ein.

Wie immer erwachte ich noch vor der Morgendämmerung. Bis ich jedoch alle meine Sachen beisammen hatte und abfahrbereit war, wurde es doch 7:30Uhr.

Noch schnell Ramen-noodles gefrühstückt und von den anderen verabschiedet, fuhr ich zum einzigen Laden im Dorf, um noch letzte Sachen einzukaufen, vorallem Wasser!

Dort traf ich überraschenderweise die fünf Jungs, mit denen ich ganz am Anfang schon mitgefahren bin, die ich aber eine ganze Tagesetappe vor mir vermutete.

Um 8:10Uhr fuhr ich dann los auf die relativ schwere Etappe zum den in 92km entfernte Hopewell Lake auf über 3000m Höhe. Also, es waren mehr als 2000 Höhenmeter zu bewältigen (kummuliert)!

Nach ca. 25 Meilen holte ich Roger ein, der ca. 1 Stunde früher gestartet war. Mit ihm fuhr ich dann die anspruchsvolle Strecke bis nach Hopewell Lake. Anspruchsvoll war sie nicht nur wegen der zu bewältigenden Höhe, sondern auch die dünne Höhenluft und vor allem der schlechte Zustand der Forststrassen: zeitweise ging mir das Durchschüttel bei der Fahrt über Stock und Stein so auf die Nerven, dass ich mein Fahrrad nur noch schiebte; auch die Kräfte in den Beinen liessen dann gegen Ende des Tages nach.

Schliesslich nach 17Uhr erreichten wir das Ziel ohne Lust einen Meter weiterzufahren.

Wir suchten uns ein schönes Plätzchen im Campground des National Forest Service und machten uns das Nachtessen. Bei mir gab es Reis von Knorr mit Cheddar und Brokkoligeschmack, welcher ich noch mit frittierten Zwiebeln, Mayonaise und Speckstückchen verfeinerte: lecker!

Fahrt durch El Rito, 17 Meilen nach Abiquiu und Ende der asphaltierten Strasse.
Fahrt durch El Rito, 17 Meilen nach Abiquiu und Ende der asphaltierten Strasse.
Anstrengende Anstiege auf der Etappe mit Roger.
Anstrengende Anstiege auf der Etappe mit Roger.
Grüne Landschaften im Hochland von New Mexico.
Grüne Landschaften im Hochland von New Mexico.
...und immerwieder schöne Ausblicke auf die dünn besiedelten Täler.
...und immerwieder schöne Ausblicke auf die dünn besiedelten Täler.
Endlose Schotterpisten...
Endlose Schotterpisten...
...und endlose Rinderweiden...
...und endlose Rinderweiden...

8.06.2025, Hopewell Lake - Horca/CO

Distanz: 103km

Anstiege: 1731m

Heute verwachte Roger und ich auf über 3000m Höhe und die Morgentemperaturen waren knapp über 0°C. Dementsprechend hat sich Kondenswasser in meinem Zelt gebildet.

Da die Wasserzufuhr im Campground abgestellt war und ich fast meinen ganzen Wasservorrat verbraucht hatte, musste ich zum See hinüber, um Wasser zu filter, während Roger bereits auf die Strecke ging.

Nachdem ich meine Trinkflaschen aufgefüllt hatte und wieder mal Ramen-noodles zum Frühstück ass, machte ich mich ca. um 8Uhr auf die Strecke, die mit einer flotten Abfahrt auf breiten Highway anfing.

Nach ca. 8km biegte ich wieder auf Forstwege ab.

Nach ca. 30km und bereits anstrengenden Aufstieg, holte ich Roger ein, der an einem Flüsschen seine erste Pause machte.

Danach fuhren wir gemeinsam los und kamen sofort ausser Atem bei den ersten, bis zu 12% steilen Rampen; da war nur noch Fahrrad stossen möglich!

Auch die Wege wurden immer schlechter, je höher wir gelangten: das Holpern über Stock und  Stein und gleichzeitig steilen Anstiegen, nagten nicht nur an den Kräften, sondern auch an den Nerven!

Am Nachmittag, nach unserer Mittagspause auf über 3100m konnten wir unsere potenzielle Leistung nicht mehr vollumfänglich abrufen: die Muskeln waren schon ermüdet!

Trotzdem quälten wir uns auf den bisher höchsten Punkt dieser Reise, auf über 3300m hoch. Aber die Anstiege waren jedoch noch nicht vorbei: weitere drei Anstiege waren noch zu bewältigen, bevor es in rasanter Abfahrt auf asphaltierter Strasse unserem Ziel Horca entgegen ging.

Dabei überschritten wir noch die Grenze zwischen New Mexico und Colorado bei drohendem Regen.

In Horca wurden wir dann wärmstens empfangen und mit heisser Dusche, Essen und Getränke verwöhnt, in einem für bereits geschlossenen gehaltenen Lokal.

Roger beim Wasserfilter im ersten Halt.
Roger beim Wasserfilter im ersten Halt.
Zubereiten eines isotonischen Getränkes und einen Energieriegel bevor es ernst wurde!
Zubereiten eines isotonischen Getränkes und einen Energieriegel bevor es ernst wurde!
Weite Landschaften und lange Aufstiege.
Weite Landschaften und lange Aufstiege.
Unser Mittagspauseplatz an der Kreuzung zum Continental Divide (Wander-) Trail.
Unser Mittagspauseplatz an der Kreuzung zum Continental Divide (Wander-) Trail.
Stossen war heute keine Seltenheit!
Stossen war heute keine Seltenheit!
Noch Schnee auf dem Bergrücken, den wir überquerten; mussten eine durch Schnee blockierte Stelle umfahren.
Noch Schnee auf dem Bergrücken, den wir überquerten; mussten eine durch Schnee blockierte Stelle umfahren.
Endlich wieder einen Aufstieg auf asphaltierter Strasse: fast wie Ferien!
Endlich wieder einen Aufstieg auf asphaltierter Strasse: fast wie Ferien!
Letzter Bergübergang des Tages: der La Manga Pass.
Letzter Bergübergang des Tages: der La Manga Pass.

9.06.2025, Horca - Platoro

Distanz: 37km

Anstiege: 544m


Roger und ich hatten das "Glück" für die Nacht nicht unsere Zelte in Horca beim Red Bear Haus aufstellen zu müssen, denn der Besitzer, Jason, bot uns für ein bescheidenes Entgelt in der Jurte in seinem Garten auf Pritschen zu schlafen. Der Morgen jedoch war so kalt (gegen 0°C), dass wir trotz Daunenschlafsack und Daunenjacke nicht warm bekamen! Auch die Sonne erschien erst lange nach dem Hellwerden, da die nahen hohen Talwände lange Schatten warfen.

Gefrühstückt habe ich meine letzte Ramen-noodles-Packung und auch gehen meine Essensvorräte zur Neige.

Die nächste Verproviantierung liegt jedoch "nur" ca. 70 Meilen entfernt in Del Norte und die heutige Etappe führte über 36km nach Platoro auf 3000m Höhe, am Fusse des Indiana Passes, des höchsten Punktes der gesamten Route.

Wir übernachten in Platoro in einer Lodge.

Spät fuhren wir am Vormittag von Horca ab und die ersten Wolken entwickelten sich schon am Himmel. Obwohl wir eine Höhe von fast 400m überbrücken mussten, verliefen die Steigungen im machbaren Bereich und die Staubstrasse von Horca nach Platoro war in einem befriedigenden Zustand.

Eine Stunde nach Abfahrt fing es dann an zu tröpfeln und wurde anschliessend stärker, ohne dass es zu einem Regenguss kam. Vor uns hatte sich jedoch eine Wolke anständig entladen, sodass die Piste zum glitschigen Morrast wurde. Streckenweise blieb der Dreck an meinen Reifen kleben und drohte auch meine Antriebseinheit zu blockieren.

Ich drückte durch und nach ca. 5km war dann die Strasse wieder trocken.

Nach etwas mehr als 2:15Std erreichte ich die "schäbige" ehemalige Bergbausiedlung von Platoro als erster, die aus ein paar wenige einfache turistische Unterkünfte und einfachen Hütten bestand und logierte mich gleich in der "Skyline Lodge" ein.

Nach Sandwich und Pommes im Restaurant und nach dem abspritzen unserer Fahrräder, bezogen wir ein Bungalow mit Küche und Wohnzimmer, wo wir uns es gemütlich für den Rest des Tages machten.

Es blieb den ganzen Tag bewölkt mit ein paar Regenschauer.

Die Strasse nach Platoro.
Die Strasse nach Platoro.
Die Skykine Lodge in Platoro.
Die Skykine Lodge in Platoro.
Unser Bungalow
Unser Bungalow
Unterwegs nach Platoro nach dem Regen.
Unterwegs nach Platoro nach dem Regen.
Blick zurück Richtung Horca.
Blick zurück Richtung Horca.

10.06.2025, Platoro - Del Norte

Distanz: 78km

Anstiege: 1229m


Die Nacht verlief friedlich, wurde jedoch in den frühen Morgenstunden ein bisschen kühl im Schlafzimmer, da wir das kleine Fenster ein bisschen offen liessen und das Heizgerät auf ein Minimum stellten; auf der Höhe von über 3000m sind klare Morgen, auch im Sommer, empfindlich kalt!

Leider ging mir das Essen schon am Vorabend aus und so musste ich bis 8Uhr warten, bis ich etwas im Laden der Lodge kaufen konnte.

In der Zwischenzeit fuhr Roger um 7:30Uhr los, mit der Erwartung, dass ich ihn dann sowieso wieder einholen werde.

Um 8Uhr öffneten sie den Laden und zu meiner Erleichterung war gerade eben auch eine Lieferung von Gaskartuschen eingetroffen, die ich dringend zum kochen brauchte, da meine am Vortrag ausging.

So konnte ich zumindest mit einer Tagesration an Essen um 8:15Uhr dann losfahren.

Die ersten 40km der Etappe waren dem Anstieg zum Indiana Pass gewidmet: der Höchste Punkt des GDMBR auf knapp über 3600m.

Da der Start bereits auf über 3000m erfolgte, wären die 600 Höhenmeter bis zum Pass eigentlich keine grosse Herausforderung, dachte ich mir! Aber das es immerwieder in kleine Hochthäler hinab ging, summierte sich doch der Anstieg auf das Doppelte!

Die Forststrasse war trocken und in fahrbaren Zustand; einzig die vielen Waschbrettsektionen und zum Teil holprigen, steinigen Untergrund, erforderten doch einiges mehr an Energie als auf einer asphaltierten Strasse.

Die dünne Höhenluft trug das ihrige bei: mit keuchenden Atem kämpfte ich mich auf den mit bis zu 10% steilen Steigungen langsam hoch.

Nach 30km war es dann soweit und Roger ward eingeholt.

Für die letzte Rampe hinauf auf den Kulminationspunkt mussten wir alles geben und ich presste den letzten Saft aus meinen Muskeln, während ab und zu ATV-Ausflügler (All-Terrain-Vehicles) locker mit einem Lächeln an uns vorbeifuhren.

Wir waren dann endlich froh und erleichtert die Anstiege hinter uns gebracht zu haben, denn aus der Richtung von der wir gekommen waren, brauten sich schon tiefschwarze Wolken zusammen und rückten immer näher.

Auf der Rückseite des Passes ging es dann ca. 40km nur noch bergab, sodass die ausgehungerten Beinmuskeln ihre wohlverdiente Pause bekamen.

Wir entschieden uns nonstop bis zum Ziel in Del Norte durchzufahren und dort in einem Restaurant uns verwöhnen zu lassen.

Schliesslich kehrten wir um 14Uhr in Del Norte ein und ich musste mich langsam wieder ans Essen herantasten, da ich den ganzen Tag eigentlich nichts Rechtes gegessen hatte.

Ich entschied mich in Del Norte ein Hotel zu nehmen, mich auszuruhen und die nächsten drei Etappen bis Salida zu planen und dafür Vorräte einzukaufen.

Roger fuhr nochmals 20 Meilen weiter, denn für ihn ist bei der übermorgigen Etappe erst einmal Schluss, da er bei einem Familienfest in Salida anwesend sein muss.

Auf den ersten Metern der Etappe mit Sicht auf das Platoro Reservoir.
Auf den ersten Metern der Etappe mit Sicht auf das Platoro Reservoir.
Noch ein letzter Blick zurück auf Platoro.
Noch ein letzter Blick zurück auf Platoro.
Nach der ersten Steigung gings wieder bergab in ein Zwischental
Nach der ersten Steigung gings wieder bergab in ein Zwischental
Kleiner, malerischer Bergsee auf über 3300m.
Kleiner, malerischer Bergsee auf über 3300m.
Ein grosses Tagbergwerk, Summitville, auf ca. 3400müM.
Ein grosses Tagbergwerk, Summitville, auf ca. 3400müM.
Schöne Aussicht auf die Colorado-Bergwelt.
Schöne Aussicht auf die Colorado-Bergwelt.
Der Kampf der letzten Meter auf den Pass.
Der Kampf der letzten Meter auf den Pass.
Endlich oben auf dem Indiana Pass, 3630müM.
Endlich oben auf dem Indiana Pass, 3630müM.
Der Blick zurück von wo wir gekommen sind...
Der Blick zurück von wo wir gekommen sind...
Bereits unten im Tal knapp vor Del Norte.
Bereits unten im Tal knapp vor Del Norte.
Eine Büffelherde am Strassenrand (eingezäunt!)
Eine Büffelherde am Strassenrand (eingezäunt!)

11.06.2025, Del Norte - Luders Creek Campground

Distanz: 102km

Anstiege: 1585m


Obwohl ich im Hotel relativ gut geschlafen habe, fühlten sich meine Beine doch nicht erholt an; als ob sie mir sagen würden "wir brauchen Ferien von den letzten Anstrengungen!". Aber leider geht die Reise weiter und ich versprach ihnen, sie nicht zu Höchstleistungen zu fordern und mit keinen klaren Tagesziel...

Vollgepackt mit genügend Essen für etliche Tage fuhr ich bei Sonnenschein aber frischen Temperaturen um ca. 8Uhr los.

Schon von Beginn an merkte ich, dass ich nicht viel Druck auf die Pedale bringen konnte, ohne dass die Oberschenkel gleich übersäuerten.

Ich dachte, dass die ersten 30km vom Streckenprofil her gut zum Aufwärmen sind. Falsch geraten: nach kurzer asphaltierter Strecke ging es wieder auf die wohlbekannte Wellbrett-Schotterpiste. Danach gab es eine Abbiegung auf einen Feldweg, der ziemlich sandig war und mit dem Eintauchen der Räder mich konstant ausbremste. Um es noch ein bisschen schwieriger zu machen, ging es noch leicht bergauf! Ich war froh, dass ich diese Strecke nicht noch gestern befahren hatte: die hätte meinen Willen in meinem gestrigen Zustand sicher gebrochen...!

Wenigstens wurde ich im letzten Drittel dieser ersten 30km von einer flotten Bergabfahrt verwöhnt. Die Strecke verlief durch eine reizvolle Landschaft: die locals bezeichnen es als Hochwüste, da sehr trocken und auf über 2500m Höhe liegend. Auch die sogenannten "Elephant Rocks"-Felsformationen boten ein attraktives Bild!

Im allgemeinen ist Colorado bezüglich Natur einer meiner Lieblingsstaaten: weite, offene Landschaften, tolle Bergwelt und farbenfrohe Vegetation...! Trotz Anstrengung bleibt mir der Genuss nicht verwehrt!

Nach einer Sandwich-Pause machte ich mich auf den Weg, den Carnero Pass zu bezwingen. Dabei ging es zuerst fast unmerklich durch ein reizvolles Tal langsam hoch, wobei sich das Tal zusehends verengte und die Forststrasse langsam steiler wurde.

Obwohl die Steigungen keine grosse Herausforderung darstellten, quälte ich mich den Pass hoch mit ständigen Pausen zwischendrin.

Schliesslich schaffte ich es über den Berg und es folgte eine 18km lange Bergabfahrt.

Unten angekommen, mündete die Passstrasse in eine Überlandstrasse, welche ich für 9km befahren musste. Aber ich machte noch vorher einen Mittagshalt, in der Hoffnung, dass das Essen meinen Lebensgeistern neue Impulse geben kann, denn es stand ein zweiter Pass im Tagesprogramm. Am Pass oben befindet sich ein offizieller campground des US-Forest-Service, den ich mir als Übernachtungsort ausgesucht habe.

Das Essen entfaltete seine Wirkung beim Bergauffahren nicht, so gönnte ich mir ein Energie-Gel mit Koffein, was mir dann den nötigen "punch" gab.

Im campground angekommen stellte ich fest, dass ich mutterseelenallein auf über 3000m Höhe übernachten werde.

Ich kochte mir noch etwas Leckeres und entspannte mich inmitten von aktiven Mosquitos, wohl eingepackt und mit Kopfmosquitonetz gut geschützt.

Bevor ich mich dann in mein Zelt verkroch, machte ich noch einen kleinen Spaziergang im campground. Dabei bemerkte ich zufällig, wie ein Bär in ca. 300m Entfernung am Rande einer grossen Wiese herumstrolchte. Ich beobachtete ihn eine Weile, bis er dann wieder in den auf der gegenüberliegenden Seite des campgrounds in den Wald verschwand. Da war ich dann gespannt, ob ich in der Nacht wohl Besuch bekommen werde...!?

Die Hauptdurchgangsstrasse von Del Norte in den Morgenstunden.
Die Hauptdurchgangsstrasse von Del Norte in den Morgenstunden.
Der Rio Grande, der stromabwärts die Grenze zwischen Mexiko und den USA bildet.
Der Rio Grande, der stromabwärts die Grenze zwischen Mexiko und den USA bildet.
Auf einen regelrechten Mountain bike trail zwischen Del Norte und La Garita...
Auf einen regelrechten Mountain bike trail zwischen Del Norte und La Garita...
...hat jedoch mit den "Elephant Rocks" seine Atraktivität!
...hat jedoch mit den "Elephant Rocks" seine Atraktivität!
Luders Creek Campground...ganz alleine (stimmt nicht ganz: ein Bär war auch in der Gegend!😉)
Luders Creek Campground...ganz alleine (stimmt nicht ganz: ein Bär war auch in der Gegend!😉)

12.06.2025, Luders Creek Campground - Salida

Distanz: 141km

Aufstiege: 1136m


Um es gleich vorweg zu nehmen, Meister Petz, sprich der gestrige Bär, hat meinem Zeltlager keinen Besuch abgestattet! Auch Eichhörnchen oder sonstige Nagetiere und Vögel scheinen in diesem campground nicht von den zivilisatorischen Errungenschaften verwöhnt zu sein!

Nachdem ich bei fast bedeckten Himmel zu Bett ging, ist an diesem Morgen nichts mehr davon übrig; es scheint jeden Tag in Colorado derselbe Gang des Wetters abzulaufen: morgens schön und ab Mittag explosionsartige Quellwolkenbildung mit Schauer und/oder Gewitter.

Nachdem meine Ausrüstung, sprich Zelt und Schlafsack von den morgendlichen Sonnenstrahlen mehr oder weniger getrocknet wurden, machte ich mich knapp vor 8Uhr auf die 28km lange Bergabfahrt vom Cochetopa Pass (3068müM, wo ich übernachtet hatte). Dabei war ich wieder ganz enzückt, mit einem tiefen inneren Frieden empfindend, beim Anblick dieser weiten, wunderschönen und menschenleeren Colorado-Landschaft.

Aber auch in Colorado wird man mit den Waschbrett-Schotterpisten gut bedient: immerwieder staune ich, dass meine Ausrüstung, inklusiv Fahrrad bei den heftigen Vibrationen noch nicht auseinandergefallen ist; nicht einmal eine lockere Schraube zum nachziehen...ein klares Zeichen von der Qualität der Technik!

Nach Kilometer 57 ging es für 20km auf die vielbefahrene Monarch Pass Strasse. Obwohl es bergauf ging, konnte ich mit grosszügigen Rückenwind die Strecke relativ schnell hinter mir bringen, sodass ich bei der Abzweigung zum Marshall Pass in Sargents bereits um 11:30Uhr ankam.

Sargent besteht eigentlich nur aus ein paar Häuser und einer Tankstelle mit shop und Restaurant.

Im Restaurant gönnte ich mir ein Elk-Fleisch-Hackbraten mit Kartoffelpüree und cole slaw.

Auch drei CDT (Continental Divide Trail) Wanderer waren auch im Lokal und war mir nicht ganz klar, warum sie vom offiziellen Weg abgegangen sind; eventuell versuchten Sie der Schneesituation in den Höchstlagen aus dem Weg zu gehen...?

Nach dem Essen erleichterte ich mich noch in der Toilette und machte mich auf den 27km langen und ca. 700 Höhenmeter zu überwindenden Marshall-Pass.

Der Weg führt entlang eines alten Schienentrassees von der schon längst eingestellten und abmontierten ersten Eisenbahnstrecke zwischen Denver und Salt Lake City. Das heisst, dass die Steigungen in der Regel die 4% nicht übersteigen (meistens).

Nachdem ich gestern bei den schon kleinsten Steigungen gelitten hatte, war heute davon wenig zu spüren: trotz mehrmaligen Verschnaufpausen kam ich auf der Passhöhe früher an als erwartet.

Die Abfahrt war dann die bisher längste auf der gesamten Strecke: um die 40km fast ohne in die Pedale treten!

In Salida kehrte ich in die Great Western Colorado Lodge (eigentlich ein hundsgewöhnliches Motel) ein, die ich im Verlaufe des Tages vorreserviert hatte und war positiv überrascht von dem heimeligen kleinen Zimmer.


Auf der langen Abfahrt vom Cochetopa Pass
Auf der langen Abfahrt vom Cochetopa Pass
Wunderschöne weite Landschaft: ein Genuss fürs Auge und für die Seele!
Wunderschöne weite Landschaft: ein Genuss fürs Auge und für die Seele!
Pelikane in Colorado auf über 2500müM? Sogenannte Bergpelikane?🤣🤣🤣
Pelikane in Colorado auf über 2500müM? Sogenannte Bergpelikane?🤣🤣🤣
Unterhalb von ca. 2700müM hat es fast keinen Wald...
Unterhalb von ca. 2700müM hat es fast keinen Wald...
Unterer Teil der Marshall-Pass-Strasse mit bedrohlichen Wolken im Hintergrund.
Unterer Teil der Marshall-Pass-Strasse mit bedrohlichen Wolken im Hintergrund.
Den Marshall Pass geschaft!
Den Marshall Pass geschaft!
Start zur längsten Abfahrt der (bisherigen) Reise: Marshall Pass nach Salida.
Start zur längsten Abfahrt der (bisherigen) Reise: Marshall Pass nach Salida.
Einen Blick zurück zur Passhöhe...
Einen Blick zurück zur Passhöhe...
Auf der ganzen Abfahrt immer wieder Campiermöglichkeiten, wie hier an einem kleinen Stausee...
Auf der ganzen Abfahrt immer wieder Campiermöglichkeiten, wie hier an einem kleinen Stausee...
Blick zurück am Ende der Schotterpiste, ab wo es nur noch asphaltiert bis Salida geht.
Blick zurück am Ende der Schotterpiste, ab wo es nur noch asphaltiert bis Salida geht.
Die Hauptdurchgangsstrasse von Salida...
Die Hauptdurchgangsstrasse von Salida...
Zum Abendessen gönnte ich mir mal etwas anderes als immer Hamburgers: leckeres Thai-curry vom Food-Truck!
Zum Abendessen gönnte ich mir mal etwas anderes als immer Hamburgers: leckeres Thai-curry vom Food-Truck!

13. + 14.06.2025, Salida - Como

Distanz: 132km
Aufstiege: 2021m

Gestern habe in Salida einen "zero"-Tag gemacht, das heisst ich bin 0km mit dem Fahrrad gefahren! Ich nutzte die Zeit um meine Wäsche zu waschen, einkaufen gehen und vorallem essen, essen, essen!
Ich hatte auch das Privileg bei Roger und Familie für ein frühes Taco-Abendessen eingeladen zu sein.
Frisch geduscht, mit sauberer Kleidung und gefrühstückt fuhr ich um 8Uhr bei Sonnenschein und frischen Temperaturen vom Hotel los zur langen Steigung wieder hinauf in die Berge. Dabei waren über 900m bei happigen Steigungsprozenten zu überwinden.
Die Strecke hat mich schliesslich 2 Stunden gekostet, ohne Zwischenhalt!
Danach wurde die Strasse zusehends schlechter und ich musste die Abfahrt im ständigen Bremsmodus absolvieren.
Mein Mittagshalt war in Hartsel vorgesehen, ca. 76km von Salida.
Um 13Uhr erreichte ich das Restaurant in Hartsel, nachdem es immer wieder rauf und runter ging durch eine trockene Hochland Grasslandschaft mit viel freilaufenden Rinder...und Büffel!
Auch war die Landschaft unsichtbar unterteilt in Privatparzellen, denn überall war ein heruntergekommenes Wohnmobil oder Wohnwagen zu sehen, die entweder nicht mehr bewohnt waren oder der Eigentümer/in sehr arm war: durch die Müllberge um die Wohnwagen war zu schliessen, dass die Leute ziemlich verwahrlost sein mussten.
In Hartsel gönnte ich mir einen Hamburger aus Büffelfleisch und ein kleines Salätchen anstatt Pommes frites dazu. Offenbar war dies energietechnisch viel zu wenig für das was ich bisher an diesem Tag geleistet hatte und was noch vor mir zu leisten war, denn gegen Ende des Tages waren meine Beine leer, sodass ich kaum mehr vorwärts kam.
Trotzdem holte ich zwei Jungs aus Neuseeland ein, die auch auf der Great Divide Route unterwegs waren. Auch sie waren ziemlich platt, obwohl sie die grosse anfängliche Steigung bereits am Vortag hinter sich gebracht hatten.
Wir kamen fast zeitgleich in Como an, aber da es nur eine Ansammlung von Häuser ist und weit und breit nur Privatgrundstücke zu sehen waren, mussten wir weiter fahren hinauf auf den Boreas Pass.
Zu meinem und auch zum Glück der nachkommenden zwei Jungs, fand ich einen geeigneten Zeltplatz nach ca. 7km.
Die Sonne ward bereits hinter dem Berg verschwunden und die Mosquitos hatten Blut gerochen, aber ich konnte mir dann doch noch ein gutes Abendessen kochen.

Das angenehme Salida hinter mir lassend, hinauf auf die Berge...
Das angenehme Salida hinter mir lassend, hinauf auf die Berge...
Das Tal weit unten und oben eine spektakuläre Fernsicht!
Das Tal weit unten und oben eine spektakuläre Fernsicht!
Relativ karge Hochebene nach der Passhöhe...
Relativ karge Hochebene nach der Passhöhe...
Weite, offene Landschaft und immer wieder die noch mit Schnee bedekten Berge. UND die Waschbrettschotterpiste!
Weite, offene Landschaft und immer wieder die noch mit Schnee bedekten Berge. UND die Waschbrettschotterpiste!
Überall sieht man zum Teil verlassene Wohnwagen...
Überall sieht man zum Teil verlassene Wohnwagen...
Mein Mittagsessen in Hartsel...
Mein Mittagsessen in Hartsel...
Letzter Blick zurück nach Como in der Abendsonne beim Hochfahren der Boreas Passstrasse.
Letzter Blick zurück nach Como in der Abendsonne beim Hochfahren der Boreas Passstrasse.

15.06.2025, Como - Silverthorne

Distanz: 52km

Aufstiege: 425m


Ich hatte eigentlich mehr geschlafen als ich es gewohnt war...ein untrügliches Zeichen, dass ich mich zu sehr verausgegabt hatte.

Ich fühlte mich nach wie vor müde und hatte irgendwie keine Lust die ca. 10 fehlenden Kilometer bis zur Passhöhe auf über 3500m zu fahren. Aber da die Strasse ein ehemaliges Bahntrassee war, ging es in einem extra kleinen Gang doch relativ einfach hoch. Einzig der schlechte Zustand der Schotterpiste ging mir zeitweise auf die Nerven, denn man musste ständig aufpassen, nicht in ein Loch hineinzufahren oder einen spitzen Stein zu überfahren. Auch musste man ständig aus dem Sattel, sodass ein bequemes Sitzenbleiben nicht erlaubt war.

Schliesslich erreichte ich die Passhöhe alleine, denn die zwei Kiwi-Jungs nahmen es gemütlich mit dem früh aufstehen...

Da es Sonntag war und zudem noch Vatertag, war ziemlich viel los auf diese Passstrasse; jedesmal wenn ein Auto vorbeifuhr, wurde man schön mit Staub eingepudert.

Auch beim Bergabfahren konnte oder wollte ich nicht so schnell wie die Autos sein, denn wegen den Schlaglöcher wollte ich mein Fahrrad doch ein bisschen schonen.

Endlich kam dann die asphaltierte Strasse und wenig später fuhr ich schon durch den Nobel-Skiort Breckenridge, der nur so von Turisten wimmelte!

Von Breckenridge hinunter nach Silverthorne konnte ich einen Radweg benutzen, wo ich ständig Radausflügler überholen musste, die meisten mit Elektro-bikes unterwegs.

In Silverthorne änderte ich meine Pläne: ursprünglich wollte ich bis Kremmling fahren, nochmals ca. 78km mit einer Zwischensteigung, aber ich fühlte mich so erschöpft, dass ich beschloss, ein Hotel in Silverthorne zu nehmen. Schliesslich wollte ich die Weiterfahrt geniessen und die kommenden Steigungen mit kraftvollen Schwung in Angriff nehmen. In meinem derzeitigen Zustand wäre es nur eine Schinderei gewesen und hätte mich zu einer Aufgabe des gesamten Vorhabens näher gebracht!

Da ich bereits um 11:30Uhr in Silverthorne ankam, hatte ich den ganzen Nachmittag Zeit, um mich zu verwöhnen...!

Mein Zeltplatz am Morgen mit den zwei Kiwis.
Mein Zeltplatz am Morgen mit den zwei Kiwis.
Typische Colorado-Bergwelt beim Hochfahren zur Boreas Passhöhe.
Typische Colorado-Bergwelt beim Hochfahren zur Boreas Passhöhe.
Die Strasse als ehemaliges Eisenbahntrassee.
Die Strasse als ehemaliges Eisenbahntrassee.
Den Boreas Pass geschafft...!
Den Boreas Pass geschafft...!
Bergab auf der anderen Seite Richtung Breckenridge.
Bergab auf der anderen Seite Richtung Breckenridge.
Der Skiort Breckenridge auf über 2900müM.
Der Skiort Breckenridge auf über 2900müM.
Radweg entlang des Dillon Reservoir, vorbei an Frisco und Endziel Silverthorne (beim Staudamm).
Radweg entlang des Dillon Reservoir, vorbei an Frisco und Endziel Silverthorne (beim Staudamm).

16.06.2025, Silverthorne - 10km oberhalb Radium

Distanz: 120km

Anstiege: 1778m


Meine gestrige Entscheidung in Silverthorne zu bleiben und nicht weiter nach Kremmling zu pedalen, hat sich offenbar ausbezahlt: ich fühlte mich schon beim Aufstehen revitalisiert.

Um 7Uhr ging ich im Hotel frühstücken (diesmal war Frühstück im Übernachtungspreis inbegriffen) und bis ich all meine Sachen danach beieinander hatte, wurde es 8:45Uhr bis ich losfuhr.

Bei wolkenlosen Himmel und frischen, aber nicht unangenehmen Temperaturen, war die Sicht zu den umgebenden Schneebergen ausgesprochen schön.

Die ersten Kilometer verliefen entlang eines Flusses auf einen malerischen Radweg, bis ich dann am nördlichen Ende von Silverthorne auf die Strasse wechseln musste. Der Pannenstreifen war jedoch so grosszügig, dass der relativ rege Verkehr gut zu ertragen war. Dazu ging es immer ein bisschen leicht bergab, sodass ich im grössten Gang ein flottes Tempo von über 45km/h hinlegen konnte.

Nach 10 Meilen bog ich dann auf die Ute-Pass-Strasse ein, die auf ca. 7km über 400 Höhenmeter zu überwinden galt.

Mit wenig Verkehr und noch frischen Beinen kam ich dann ohne grössere Problem über den Pass.

Auf der anderen Seite ging es mit über 60km/h bergab bis zu einem riesigen Tagebergbau, wo angeblich Molybden gewonnen wird.

Nach dem Bergbau endete die asphaltierte Strasse, blieb jedoch weiterhin in guten fahrbaren Zustand.

Nach wenigen Meilen sah ich am Strassenrand eine Kühlbox mit der Aufschrift: "H2O for biker". Also ein sogenanntes Trail magic.

Ich hielt kurz an, nahm jedoch nichts vom Angebotenen, da ich ja erst 2 Stunden unterwegs war. Aber ich trug mich ins Gästebuch ein und bedankte mich für die Grosszügigkeit der Initianten.

Die Strecke verlief weiter leicht bergab und endete an der gleichen Strasse, die ich bei der Abbiegung zur Ute-Passstrasste verlassen hatte. Also war die so quasi einen Ausflug ins Hinterland.

Das es bereits nach 12Uhr war, suchte ich mich ein schattiges Plätzchen für mein Mittagessen aus. Wurde an einem kleinen Bach mit grossen Bäumen fündig, wo sich jedoch auch Mosquitos herumtummelten (war aber auszuhalten!).

Das der Mittagsrast ging gleich steil bergauf. Offensichtlich war dieser Strassenabschnitt im Bau, denn es fuhren ständig Tanklastwagen rauf und runter, um den erdigen Belag feucht zu halten, indem sie Wasser sprühten.

Dabei wurde der Belag fast morastig und die klebrige Masse fing an sich an meine Reifen zu heften. Es wurde jedoch nicht so schlimm, dass ich anhalten musste. Jedoch diese Tatsachen, die Steilheit der Strasse und ein böiger Gegenwind brachten mich schier zur Aufgabe.

Der höchste Punkt erreichte ich jedoch früher als erwartet, sodass ich mich mit meinem Schicksal wieder versöhnte.

Danach ging es in flotter Fahrt hinab nach Radium (mit einer noch davor zusätzlichen Gegensteigung).

Radium ist eigentlich gar kein Ort, sondern eine Einwasserungsstelle am Colorado Fluss, wo Rafter und sonstige Böötler ihre Gefährte ins Wasser lassen oder wieder herausnehmen.

Auch ein Campingplatz ist zur Stelle, den ich mich kurzfristig verweigere, da es von Nagetiere und diebische Vögel nur so wimmelt. Dadurch entschied ich mich weiterzufahren, obwohl ich eigentlich Radium als Tagesziel eingeplant hatte.

Ich wartete noch bis ca. 17:45Uhr um die happige anschliessende Steigung in Angriff zu nehmen, denn es war äusserst warm.

Die Steigung gestaltete sich wahrlich als sehr anspruchsvoll, sodass ich streckenweise schieben musste.

Ich holte aber trotzdem Tim ein, ein soeben in Radium angetroffenen biker, der schon mehr als eine Stunde vor mir mit der Bergauffahrt begonnen hatte.

Er hat ein derart schweres Rad, sodass er fast die ganze Strecke schieben musste!

Schliesslich nach 10km nach Radium kam ich an einem geeignetenPlatz zum campieren an und stellte schnell mein Zelt neben einem kleinen Bächlein auf.

Ca. eine halbe Stunde danach trudelte Tim ein.

Nach einem langen Schwatz verkrochen wir uns dann noch vor der Dunkelheit in unsere Zelte.

Wunderschöne, klare Sicht auf die Berge bei der Abfahrt vom Hotel.
Wunderschöne, klare Sicht auf die Berge bei der Abfahrt vom Hotel.
Hinauf auf den Ute Pass mit Blick ins Tal...
Hinauf auf den Ute Pass mit Blick ins Tal...
Riesige Molybden Bergbauanlage hinter dem Ute-Pass.
Riesige Molybden Bergbauanlage hinter dem Ute-Pass.
Trail magic am Wegesrand...
Trail magic am Wegesrand...
Wie dieser einsame Felsen da hinkam, ist ein Rätsel...!
Wie dieser einsame Felsen da hinkam, ist ein Rätsel...!
Was die Stiefel auf den einzelnen Stacheldrahtposten bedeutet, ist es auch...!
Was die Stiefel auf den einzelnen Stacheldrahtposten bedeutet, ist es auch...!
Der Colorado River...
Der Colorado River...
Auf der Abfahrt nach Radium; unten in der Schlucht kreuzten sich soeben zwei Passagierzüge...
Auf der Abfahrt nach Radium; unten in der Schlucht kreuzten sich soeben zwei Passagierzüge...
Atemberaubend schlengelt sich die Bahn durch die Schlucht.
Atemberaubend schlengelt sich die Bahn durch die Schlucht.
Auf dem Weg hinauf zum Camp in der Abendsonne.
Auf dem Weg hinauf zum Camp in der Abendsonne.
Blick hinüber auf die andere Talseite, von wo ich gekommen bin...
Blick hinüber auf die andere Talseite, von wo ich gekommen bin...

17.06.2025, 10km oberhalb von Radium - Steamboat Springs

Distanz: 81km

Anstiege: 938m


Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen: die Anstrengung gestern Abend auf den 10km langen steilen Weg hinauf hat mir wohl doch nicht so gut getan...!? Entsprechend war heute nicht viel aus meinen Beinen zu holen, obwohl das Terrain einiges an Kraft abverlangte.

Gleich zu Beginn, nachdem ich mich von Tim verabschiedet hatte, der sowieso sein Fahrrad schieben musste, ging es mit über 9% hinauf; als Aufwärmstrecke völlig ungeeignet, aber ich zog es durch bis zur ersten Kuppe. Danach folgten noch einige Aufs und Abs mit nicht minder sadistischen Neigungen!

Bis zum ersten Kulminationspunkt waren es eigentlich "nur" 12km, war aber schon reif für eine ausgedehnte Pause...

Ich fuhr jedoch weiter, denn es ging zuerst mal bergab, bevor es nochmals leicht auf den Lynx Pass (ca. 2780müM) hoch ging. Dabei musste ich noch einen Bach durchqueren, den ich kurzentschlossen mit meinem Schwung durchfahren wollte,blieb aber im knietiefen Wasser stecken, was mir nasse Füsse bescherte und ein kurzfristig sauberes Fahrrad.

Die leichte Steigung hinauf zum Lynx Pass wurde jedoch durch einen starken Gegenwind erschwert. Langsam vorankommend schaffte ich dann doch noch den Pass und war erleichtert, weil ich wusste, dass es mehrheitlich auf den restlichen 55km nur noch bergab nach Steamboat Springs ging.

Der Gegenwind liess jedoch nicht nach, denn überall bildeten sich Gewitter, die sich durch Sturmböen ankündigten.

Zu meinem Glück blieb ich von Regengüssen verschont, machte jedoch sicherheitshalber einen Stopp bei einem Unterschlupf.

Meine Beine waren wieder leer und so schleppte ich mich mehr schlecht als recht nach Steamboat hinein.

Ich war dann erfreut zu sehen, dass das erste Restaurant, welches ich antraf, das KFC war, auf was ich eigentlich gerade Lust hatte: ich hatte einen Bären Hunger und Hähnchen mit cole slaw und mashed potatoes war gerade richtig.

Das Hotel, welches ich schon unterwegs reserviert hatte, war gerade nur eine halbe Meile entfernt. So war ich dann froh bald unter die heisse Dusche zu stehen und mich ins Bett plumbsen zu lassen. Ich hätte eigentlich gleich einschlafen können, jedoch musste ich Wäsche waschen und einkaufen gehen...und es war ja erst 15Uhr!

Mit dem Essen kamen dann auch langsam wieder die Lebensgeister zurück und ich war froh, dass ich gleich 3 Supermärkte in Fussgängerdistanz hatte.

Mein Zeltplatz zwischen Gestrüpp.
Mein Zeltplatz zwischen Gestrüpp.
Auf dem Lynx Pass
Auf dem Lynx Pass
Der Skiort Steamboat Springs...
Der Skiort Steamboat Springs...