Der Tag heute gilt als ein "nero" (near zero), da nicht mehr als knapp über drei Meilen bis zur Roosevelt Marina zu laufen waren.
Die Roosevelt Marina besteht wirklich aus einer Marina plus campground, Restaurant und kleiner Laden. Ich erhoffte, mich in den kleinen Laden neu einzudecken, denn meine Essensvorräte waren fast völlig aufgebraucht. Fehlanzeige!
Der Laden bot zu wenig an Essenwaren, sodass ich mich entschied, nach Tonto Basin auto zu stoppen und dort mich nicht nur im grösseren Lebensmittelladen umzusehen, sondern auch gleich im Hotel zu übernachten, duschen und Wäsche waschen.
Während dem Aufenthalt in der Marina nahm die Zahl an hiker im Verlaufe des Vormittags mehr und mehr zu, die aber hauptsächlich an ihnen geschickte Päckchen abholten, sich im Restaurant verpflegten und sogleich weiterzogen.
Um 7:30 Uhr hat mich der Freund der Hotel managerin freundlicherweise zurück zum AZT gefahren und akzeptierte nicht einmal ein Trinkgeld dafür!
Um ca. 8:15Uhr lief ich dann vollbepackt los; wieder einmal zuviel Essen eingekauft!
Gleich am Anfang ging es steil mehrere hundert Fuss bergauf; ich spürte, dass meine Beine noch nicht richtig wach waren und nur in kleinen Schritten machte ich keuchend Fortschritte.
Nach ein paar Meilen eher einfachere Topographie ging es dann ab Meile 352.6 so richtig zur Sache: so ca. 900 Höhenmeter steil bergauf!
Mit disziplinerten Kräfteeinteilenkam ich dann mit dem trail gut zu recht.
In der Höhe ging es mit stetigen Auf und Abs rund um den Four Peak; eine spektakuläre und schöne Höhenwanderung mit tollen Ausblicke zum T. Roosevelt lake sowie auch auf die zerklüfteten vier Gipfel des Four Peaks.
Nach ein paar Meilen Staubstrassewanderung sah ich das Zelt eines Wanderkollegen, was mich bewog auch Halt zu machen; schliesslich war es schon bald 17:30Uhr und meine Füsse baten um Erholung!
Heute relativ spät aufgestanden, da der Morgen sehr frisch war...nahe dem Gefrierpunkt. Auf alle Fälle war das Kondenswasser im Zelt teilweise gefroren!
Aber die Sonne erreichte mich schon um 6:45Uhr, sodass ich noch bevor ich abmarschierte mein Zelt und den Schlafsack an der Sonne zum trocknen ausbreitete.
Um 8Uhr habe ich alles eingepackt und lief los.
Die ersten 8 Meilen waren entlang einer Forststrasse mit phantastischer Fernsicht, die ab und zu steile Passagen aufwies aber keine bemerkenswerte Höhendifferenz.
Nach ca. 3 Meilen erreichte ich den höchsten Punkt auf über 6000 Fuss bevor es dann lange bergab Richtung Autobahn Phoenix-Payson ging.
Ca. 2 Meilen vor der Autobahnunterquerung machte ich halt an einem Flüsschen mit köstlichem Wasser und schattigen Plätzchen. Hier machte ich mir das Mittagessen, waschte mich im Fluss und füllte meine Wasserflaschen für die nächsten 8 Meilen wieder auf.
Nach ca. 19 Meilen ging es wieder ernsthaft bergauf. Es war nicht einfach auf den letzten Meilen einen geeigneten Zeltplatz zu finden, was mich veranlasste, über 27 Meilen zu laufen.
Auf einen Seiten-trail fand ich einen guten Platz mit Aussicht!
Bei meinen Berichten steht eigentlich ein wichtiger Teil der Wandererfahrung im Hintergrund, nämlich der der zwischenmenschlichen Beziehungen bzw. der soziale Aspekt der Langdistanzwanderung.
Der AZT ist überraschenderweise sehr populär, auch bei internationalen Wanderer. Man begegnet unterwegs ständig neue Menschen, mit denen man ein kurzes Gespräch führt, oder mit denen, die man immer wieder sieht, eine Freundschaft aufbaut, die manchmal über den Trail hinaus Bestand hat. Durch das, dass man ein gemeinsames Ziel hat, entwickelt sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl, was die Begegnungen noch mehr erfüllender macht!
Also, auf dem Trail ist man nie alleine und doch kommt man bzgl. Einsamkeitserlebnis in der Natur auf seine Kosten.
Die Nacht und der Morgen auf den Bergrücken ist wärmer als im Tal; so habe ich kein Kondenswasser im Zelt gehabt, was dasEinpacken wesentlich angenehmer macht. Auch die wärmeren Morgentemperaturen verleiten zum früher aufstehen; so war ich bereits um 6Uhr abmarsch bereit.
Eine gute Anfangszeit zum richtig Meilen über den ganzen Tag zu machen, dachte ich mir... Wäre da nicht der Faux-pas, der mir gleich zu anfang an passiert ist: habe eine Abzweigung verpasst und landete ganz woanders bevor ich meine Fehler bemerkte. Das Ganze hat mir mindestens 50 Minuten gekostet, abgesehen von der verschwendeten Energie und Nerven!
Zurück auf den AZT hatte ich dann nicht mehr den Biss wie in den letzten Tagen: meine Muskeln fühlten sich hart an. Trotzdem holte ich meine Hiker-Kollegen nach und nach ein.
Die Etappe war nicht nur hart von der Distanz, die ich zurückgelegt habe (26.3 + 3 = 29.3Meilen), sondern auch topographisch.
Die Tagestemperaturen waren bisher die wärmsten und wenn es nicht wegen der Brise gewesen wäre, wäre es richtiggehend heiss gewesen.
Am Schluss habe ich soviele Meilen zurückgelegt, weil ich keinen geeigneten Zeltplatz fand. So stellte ich zum ersten Mal mein Zelt in völliger Dunkelheit auf, d.h. um 19:30Uhr, mit Hilfe der Stirnlampe.
Wie immer war ich schon vor Tagesanbruch wach. Nachdem ich mein peanutbutter burrito vertilgt hatte, packte ich meine Siebensachen zusammen und marschierte um 6:45Uhr los.
Nach kurzer Zeit traf ich Duckling, eine junge Frau, die ich seit mehreren Tagen immer wieder antraf. Ich lief eine Weile mit ihr mit, bis die erste Steigung kam. Sie konnte das Tempo nicht mithalten und sah sie erst wieder in der Mittagspause an einen schönen Fluss.
Der Fluss war eine willkommende Erfrischung nach anfänglichen anstrengenden Auf und Ab und einen nicht enden wollenden Abstieg. Zudem war es einer der wärmsten Tage.
Im Fluss tauchte ich mit samt den Kleider unter, sodass ich nicht nur meine Hose und Hemd wusch sondern auch meinen ganzen Körper.
Auch Duckling und Sebastian, die dann später eintrudelten, nutzten diese herrliche Gelegenheit zum baden. Nur Finder, den ich am Fluss einholte, bekam nur die Füsse nass, da wir notgedrungen den Fluss ohne Schuhe überqueren mussten.
Nach dem Baden und Essen fühlte ich mich wieder wie neugeboren und lief mit neuem Elan los bis nach ca. 1 Meile ein kurzer, aber steiler Anstieg aufs Plateau kam: mitten im Aufstieg machte ich schlapp, denn die Sonne brennte auf den Hang unbarmherzig!
Nachdem ich diese Stufe mit nicht eingeplanter Verspätung überwunden hatte, ging es einige Meilen flach bis zur nächste Wasserstelle weiter, wo ich mich dann reichlich mit Wasser eindeckte.
Beim letzten Aufstieg, knapp nach 18:00Uhr, traf ich Profit mit seinem Hund, der von Pine her gewandert ist und gerade dabei war, sein Zelt aufzustellen. Da meilenweit gut geeignete Zeltplätze rar waren und bei Profit noch eine zweite Stelle als mehr oder weniger geeigneter Zeltplatz vorhanden war, entschloss ich mich kurzer Hand Feierabend zu machen.
Profit habe ich kennengelernt, als er in der Roosevelt Marina eine Visite machte. Als ehemaliger hiker hatte er einfach Spass, sich mit hikern auszutauschen. Eigentlich ist er ein "homeless", der in seinem alten Pick-up wohnt.
Eigentlich habe ich gut geschlafen, jedoch wurde ich vom Bellen von Profits Hund geweckt, als zwei hiker nachts um 2Uhr vorbeiliefen.
Meine Vorräte neigten sich langsam dem Ende zu, was mich angeregt, kreativ zu werden: Ramen-Nudeln mit Soja-Gewürz, reichlich Erdnussbutter mit Honig beigemischt und restliche Speckstückchen und fritierte Zwiebeln drunter gerührt...eigentlich gar nicht so schlecht!
Um 7:20Uhr brach ich zu den letzten 10 Meilen nach Pine auf. Da zumindest die Hälfte des Weges ohne Steine, sprich kleine Hindernisse, war, konnte ich einen flotten Rythmus hinlegen, den ich bis zuletzt beibehielt. So kam es, dass ich diese Strecke in rekordverdächtigen 2 3/4 Std zurücklegte, ohne jeglichen Stopp.
So war ich bereits knapp nach 10Uhr an der Strasse, die nach Pine hineinfuhr.
Dort wartete schon Finder, der von einer Hotelbesitzerin abgeholt werden sollte.
Als sie nach 10 Minuten kam, schloss ich mich an und bestellte auch gleich ein Zimmer im Hotel.
Das Bee Line Guest House ist ein kleines, schmuckes Hotel mit sehr schönen Zimmer. Ich bekam eines mit Jacuzzi zum Sonderpreis, als die Besitzerin erfuhr, dass ich Geburtstag hatte.
Zusammen mit Finder dann schnell zum Wäscheautomat und Supermart zur Veproviantierung. Danach einen Hamburger mit Pommes verschlungen.
Am Abend dann noch zum Mexikaner...
Heute Morgen um 7:45Uhr bekam ich eine Fahrt ins ca. 0.5 Meilen entfernte Early Bird Café, wo ich ein üppiges amerikanisches Frühstück zu mir nahm. Es war soviel, dass ich bis zum Abendessen nach 22 Meilen ohne Essen durchhalten konnte!
Nach dem Frühstück lief ich zum 0.8 Meilen entfernten trailhead, wo ich knapp nach 9Uhr auf den AZT losmarschierte.
Die erste Hälfte der Tagesetappe gestaltete sich sehr angenehm entlang der Abbruchstelle des noch zu überwindenden Plateaus, mit wunderschönem Ausblick Richtung Süden und Berge, die wir schon alle umrundet haben.
Ca. um 13Uhr holte ich meinen Kollegen Finder ein, der ca. 1 Stunde früher gestartet war. Wir liefen dann zusammen bis zum Etappenziel am Fusse des Plateaus, den wir gleich als erstes am nächsten Tag erklimmen werden, und stellten unsere Zelte neben einen rauschenden Bach gegen 17Uhr auf.
Knapp vor Eindunkeln kamen noch zwei hiker auf der Suche eines Zeltplatzes, welche in dieser Topographie schwer zu finden waren.
Irgendwie fanden sie doch ein Plätzchen zwischen den Bäumen und unseren Zelte.
Wie immer früh wach! Trotzdem erst um 6:40Uhr losgelaufen, nachdem ich mein Tunfisch-burrito verspeist und meine Sachen zusammengepakt hatte.
Gleich zu Beginn musste man 1200 Höhenfuss überwinden, hoch auf das Plateau hinauf, das nach Flagstaff führt. Dabei kam ich ganz schön ins schnaufen, da die letzten Meter doch ziemlich steil waren.
Oben angekommen herrschte strenger Frost: geschätzte -4°C!
Auch waren einige Schneefelder zu überqueren, die jedoch hart gefroren waren, so dass man nicht einsank.
Zuerst ging es entlang eines Bächleins hinunter durch eine liebliche Schlucht.
Der Schnee wurde immer weniger, bis er ganz verschwand. Dann musste man alsbald wieder aus diesem Tal hochsteigen hinauf aufs Plateau.
Das einzige nennenswerte Hindernis, welches an diesem schönen aber windigen und kalten Tag noch zu überwinden war, war das Überqueren des East Clear Creek, bei dem man tief hinab in eine Schlucht steigen, die Schuhe ausziehen, durch den Fluss waten und auf der anderen Seite wieder umso höher hinaufsteigen musste.
Den ganzen Tag führte der Weg durch lichte Föhrenwälder (Ponderosa pine tree) auf relativ flachen Streckenprofil.
Dabei war ich in Begleitung von Finder, mit dem ich die Nacht campiert hatte und zeitweise kam auch "Happy Ending" dazu, sodass es immer etwas zu erzählen gab.
Nach ca. 25 Meilen schlugen wir drei unsere Zelte bei einem seeähnlichen Wasserspeicher auf und genossen unser Abendessen in den letzten Sonnenstrahlen.
Kaum war die Sonne untergegangen, verkrochen wir uns in unseren jeweiligen Zelte und lauschten den Frösche Konzert zu, bis wir einschliefen...
Wie auf dieser Höhe zu erwarten war (auf über 6900 Fuss), kühlte es in den Morgenstunden auf bis knapp unter dem Gefrierpunkt ab. Dementsprechend war die Motivation gering aus den warmen Schlafsack zu kriechen. Aber der Drang zur Toilette liess mir keine andere Wahl, als doch mit dem Einpacken zu beginnen.
Um 6:55Uhr war ich dann bereits wieder auf dem AZT.
Die heutige Etappe war die flacheste aller bisherigen; mit 26.3 Meilen erreichte ich ein ansehnliches Pensum und konnte zusammen mit Finder das Zelt noch bei Sonnenschein aufstellen.
Grosse Sehenswürdigkeiten gab es nicht, der Schönheit der Landschaft machte dies jedoch keine Abstriche: lichte Föhrenwald abwechselnd mit Juniperwald. Dazwischen immerwieder Lichtungen und einige Schneefelder (da der Weg auf über 7500 Fuss führte).
Campiert wird auf über 7300 Fuss und auch hier sind noch Schneereste vorhanden. Die Nacht sollte jedoch nicht mehr ganz so kalt werden, denn jeden Tag wird es ein bisschen wärmer!
Heute fing der Tag sehr kalt, d.h. unter dem Gefrierpunkt, an: die Zeltwand hatte eine leichte Eiskruste von der kondensierenden Feuchtigkeit im Zelt.
Und in der Nacht hat sehr wahrscheinlich ein Coyote an meinem Zelt herumgeschnüffelt...zumindest hat es sich so angehört...!?
Nach meinem Frühstück mit Ramen-noodles bin ich um ca. 6:30Uhr gestartet.
Um 10Uhr holte ich den 30 Minuten vor mir gestarteten Finder ein und liefen gemeinsam bis zu unserem Etappenziel ca. 12 Meilen vor Flagstaff weiter.
Um 16:50Uhr, nach mehr als 28 Meilen, stellten wir in der Nähe eines kleinen Weihers unsere Zelte auf.
Wie schon am Vortag verlief der trail auf Höhen von über 7000 Fuss, wo immernoch die Schneeschmelze nicht abgeschlossen ist. D.h. wir mussten kleine Schneefelder überqueren und sumpfigen Boden ausweichen!
Alles in allem eine schöne Wanderung durch lichte Wälder und welligem Profil. Nur gerade die letzten 8 Meilen waren relativ eintönig. Einzig der vor uns immer näherkommende tiefverschneite Humphreys Peak gab einen schönen Kontrast zu der fast steppenartigen Landschaft mit ein paar Juniper Bäumen.
Auch das Trinkwassersammeln erwies sich als trickreich: nur durch das waten des lehmigen Ufers von Wassertümpeln, die sich vom Schneeschmelzwasser gebildet haben, erlangte man Zugang zu mehr oder weniger sauberen Wasser. Selbstverständlich wurde dieses vor dem Trinken gefiltert!
Diesmal war der Morgen nicht ganz so kalt wie an den Vortagen und auch das Zelt und der Schlafsack blieben trocken!
Um 6:43Uhr marschierte ich los und bereits um 10:00Uhr landeten Finder und ich, nach ca. 12 Meilen in Flagstaff.
Der Weg führte wieder durch endlose Wälder, nur dass diesmal es sanft hoch und runter ging...
In Flagstaff ankommend steuerten wir sogleich zum Supermarkt Whole Foods Market, wo wir eine Kaffee-Pause machten um danach zum REI nebenan zu gehen, um meine neuen bestellten Schuhe abzuholen und einige Esswaren für die weiteren Etappen bis zum Gran Canyon einzukaufen.
Danach gingen wir zum Denny's und gönnten uns ein Mittagessen, um danach im daneben liegenden Hotel Ramada einzuchecken, duschen und Wäsche waschen.
Finder und ich haben schon gestern beschlossen, einen Ruhetag in Flagstaff einzulegen; eigentlich der letzte grössere Ort vor dem Endziel in Utah. Zeit genug um alle Einkäufe für die Etappe bis zum Gran Canyon zu erledigen. Dazu gingen wir in den REI, um neue Schuhe abzuholen und Esswaren zu kaufen, die es sonst in keinen regulären Laden gibt, wie die gefriergetrockneten Trekkingmahlzeiten.
Nachdem wir am Morgen zum fast neben dem Hotel liegenden Walmart gingen und fast alles Notwendige besorgten, ging ich alleine wieder in das Zentrum und besorgte mir einige Kleinigkeiten.
Am Abend gingen wir dann gemeinsam ins Steakhouse und bestellten uns eine deftige, fleischige Mahlzeit. Ich bestellte mir ein ausgezeichnetes Rib Eye Steak mit einem baked potato und Broccoli, an dem ich mich fast eine Stunde genüsslich verköstigte.
Am Schluss gab es noch ein Nachtisch mit nochmals 1000kcal drauf! Am Ende fühlte ich mich nicht einmal voll!